Über den Tag hinaus - Der Kampf der Frauen um Gleichberechtigung geht weiter!
"Ein Bauchschuß für Vati, ein Bauchschuß für Mutti!", wie es die Ingolstädter Bundestagsabgeordnete Eva Bulling-Schröter mir gegenüber unlängst sarkastisch formuliert hat, gehört natürlich nicht zu der Art von Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen , wie sie mit den Veranstaltungen zum "Tag der Vereinten Nationen für die Rechte der Frau und den Weltfrieden" angestrebt wird. Daran hat auch die radikal und konsequent antimilitaristisch eingestellte Abgeordnete der LINKEN nicht den geringsten Zweifel aufkommen lassen. Freilich beinhaltet die Zulassung von Frauen zu Kampfeinheiten in Ursula von der Leyens "KITA-Wohlfühltruppe", der Bundeswehr, in letzter Konsequenz auch diese Möglichkeit. Schwerpunktmäßig dient der Internationale Frauentag am 8.März aber der Forcierung des weltweiten Kampfes gegen die Unterdrückung und Diskriminierung der Frauen, zum Beispiel durch deren Ausbeutung. Auch wenn Zwangsverheiratung und weibliche Genitalverstümmelung bei uns keine Themen sind und sich die Situation der Frauen in Deutschland im Vegleich zu vielen anderen Ländern dieser Erde verhältnismäßig günstig darstellt, so klaffen doch auch hierzulande zwischen der geschriebenen Verfasung, unserem Grundgesetz (GG), in welchem die Gleichberechtigung von Männern und Frauen postuliert wird (Artikel 3, Absatz 2 GG) und der Verfassungswirklichkeit, der Praxis also, noch empfindliche Lücken. Im Öffentlichen Dienst sieht es bei uns - im Gegensatz zur Privatwirtschaft - prima facie gut aus. Längst sitzen in Deutschland Frauen in Führungspositionen wie etwa als Regierunspräsidentinnen, als Polizeipräsidentinnen oder als Landgerichtspräsidentinnen (ganz zu schweigen von der Bundeskanzlerin und deren Bundesministerinnen) und es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Bundeswehr mit der ersten Kasernenkommandantin aufwarten kann (Die entsprechenden Schilder sind bereits an manchen Kasernenumzäunungen - z.B. an der Pionierkaserne "Auf der Schanz" in Ingolstadt - angebracht). Doch das sind immer noch Ausnahmen, nicht die Regel und das Argument, es würden halt einfach nicht mehr Frauen Führungspositionen anstreben oder dafür qualifiziert sein, zieht bei Eva Bulling-Schröter überhaupt nicht. Da kann sie sogar richtig "fuchtig" werden und es ist dann besser, den Schwanz einzuziehen und "volle Deckung!" zu nehmen, wie man ("Mann") es gelernt hat; von "Quotenfrauen" in bloßer Alibi-Funktion hält sie jedenfalls gar nichts. In der Tat: Eine gesetzliche Quotenregelung kann eine wirkliche Gleichberechtigung von Männern und Frauen im Sinne einer Gleichstellung nicht herbeizwingen. Es geht hier nämlich um ein gesellschaftspsychologisches Phänomen, das nicht allein durch Paragraphen geregelt werden kann. Da muß sich schon in unseren Köpfen auch etwas verändern (Ich nehme mich da gar nicht aus; auch ich habe ein Problem damit, von meinem Roß namens "Macho" herunterzusteigen). Und solange Mütter ihre Töchter verraten, indem sie die Geburt eines Sohnes, eines "Stammhalters" höher bewerten, als die Geburt einer Tochter und solange "traditionsgemäß" (jedenfalls in Bayern) bei der Geburt einer Tochter deren Eltern Blechbüchsen an das Auto oder an das Wohnhaus gehängt und sie als "Büchsenmacher" verspottet werden, wird es eine echte Gleichstellung der Geschlechter nicht geben. Eine wirkliche Gleichberechtigung gab und gibt es bislang immer nur in Kriegs- ud Notzeiten. Stellvertretend dafür sei hier nur an die "Trümmerfrauen" im Nachkriegsdeutschland erinnert. Schließlich ist der internationale Frauenkampftag nicht zufällig in der Zeit um den Ersten Weltkrieg entstanden! Sollte der vorsokratische, griechische Philosoph Heraklit also tatsächlich recht gehabt haben mit seiner Behauptung, der Krieg sei der Vater aller Dinge, aller Dinge König?( Πόλεμος πάντων μὲν πατήρ ἐστί, πάντων δὲ βασιλεύς).
Dr. Werner J. Leitmeier
Ingolstadt
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