Es folgt eine meines Erachtens skandalöse Tatsache. Zunächst jedoch ein
wahrer, aktueller Fall: Eine Person, in ihren Zwanzigern, in Kenia lebend,
mit gutem Abitur-Abschluss hat mehrere, verschiedene Rot-Kreuz-Kurse
absolviert. Darunter auch einen Kurs für 1. Hilfe bei Kindern, einen für
Maßnahmen zum Brandschutz und dergleichen. Zusätzlich hat sie am Kurs
"Basic Life Support" der American Heart Society teilgenommen und ihre
Prüfung erfolgreich abgelegt. Sie hat die Fahrschule besucht und nach der
Prüfung den Internationalen Pkw-Führerschein erhalten. In Kenia hat diese
Person im Goethe Institut Deutsch gelernt und sowohl die Deutsch-A1-Prüfung
als auch die Deutsch-A2-Prüfung bestanden und die Zertifikate des Goethe
Instituts bekommen.
Der Traum dieser Person war schon von Kindesbeinen an sich um Waisenkinder
kümmern zu können. Am liebsten möchte sie selbst einmal ein Waisenhaus
eröffnen. So verwundert es nicht, dass sie sich für den
Bundesfreiwilligendienst in einem SOS-Kinderdorf in Deutschland beworben
hat. Und sie hat auch einen Platz als "BuFDi" ergattert - mit Brief und
Siegel, einem rechtsgültigen Vertrag. Soweit - sogut.
Das böse Erwachen kam nach Stellung des Antrags auf ein Visum für
Deutschland, für den Bundes-Freiwilligen-Dienst. Eigentlich kein Problem,
sollte man meinen, diese Person ist nicht die erste aus Kenia, welche bei
uns ein Jahr "BuFDi" machen möchte. Nach einem online verschickten Antrag
auf ein "BuFDi"-Visum, dem bereits Nachweise beigefügt waren, ist die
persönliche Vorsprache in der Botschaft und die Vorlage der Zeugnisse und
Urkunden, einschließlich des Vertrages von der BuFDi"-Stelle nötig. Dazu
bedarf es logischerweise eines Termins in der Botschaft. Solche Termine
werden über ein Online-System vergeben, das über die Website des
Auswärtigen Amts, also des Außenministeriums in Berlin, läuft.
Das Perfide: Über dieses Vergabesystem waren keinerlei Termine für Visa für
den Bundesfreiwilligendienst zu buchen. Als echter "Bio-Deutscher" in x-ter
Generation konnte ich mir das nicht vorstellen und habe das überprüft. Es
ging tatsächlich nicht. Um die weitere Karriere der Person nicht zu
gefährden, möchte ich jetzt nicht in weitere Details gehen. Dafür berichte
ich jetzt jedoch, was die anschließenden Recherchen ergaben.
Bitte nicht glauben was hier steht - bitte. Einfach selbst prüfen, ob das
stimmt, was jetzt folgt: Es ist schwerlich eine Web-Site einer Botschaft
der BRD in Afrika zu finden, auf der sich Termine für ein Au Pair-, BuFDi-
oder FSJ-Visum buchen lassen. Es kommt jedoch noch dicker: Auf keiner
Web-Site poppt eine Warnung vor Schleppern oder illegalen Agenturen hoch -
man muss schon sehr in "die Tiefen" der Botschafts-Websites gehen, um
irgendwo den unauffälligen Hinweis zu finden, dass die
Konsular-/Visa-Abteilung der Botschaft nicht mit Agenturen
zusammenarbeitet. Will man legale Einreisen verhindern, und will man
illegale Grenzübertritte wirklich bekämpfen?
Keine wirksame Warnung vor mafiösen Organisationen auf den Websites der
Botschaften - weshalb? Wie schwer ist es, eine Warnung vor illegaler
Einreise auf den Internetseiten der Botschaften der BRD zu platzieren? Man
kann davon ausgehen, dass das Außenministerium bestreitet, dass dahinter
eine Taktik steckt. Komisch mutet jedoch an, dass der Lebensgefährte von
Katrin Göring-Eckardt ein Rettungsschiff auf dem Mittelmeer betreibt und
derartige Aktivitäten nach bisherigen Verlautbarungen mit Steuermitteln
unterstützt werden, welche aus dem Etat des Außenministeriums stammen
sollen. Ein Schelm, dem böse Absicht schwant.
Jörg Stimpfig