Liebe Leser, liebe Schreiber,
zum o g. Thema sollte am 9.11.23 zu Ehren von Victor Klemperer im Dresdener Stadtmuseum eine Lesung aus seinem Buch „LTI - Sprache des dritten Reiches“ stattfinden, die wegen der geplanten Vorleser, angeblich aus dem Bereich der neuen Rechten, nicht erlaubt wurde.
Victor Klemperer, ein unter Hitler verfolgter Jude, der nur dank seiner Frau überleben konnte und eine Professur für Romanistik an der Dresdner TU innehatte, schrieb in seinem „LTI ( lingua tertii imperi) Notizbuch eines Philologen“ über den Einfluss der Sprache auf das Denken. Er wies an unzähligen Beispielen, die er akribisch in der täglichen Umgangssprache sammelte, nach, wie sich die Menschen durch Sprache in ihrem Verhalten verändern lassen.
Ich denke, wir müssen aufpassen, dass uns das nicht noch einmal passiert und wir müssen aufpassen, dass wir warnende Stimmen nicht überhören oder unterdrücken lassen. Und wir sollten aufpassen, dass wir nicht ungerechtfertigte, nein überhaupt keine Stigmata verteilen, sondern jeden Menschen zunächst unvoreingenommen betrachten und prüfen, ob er gute oder schlechte Absichten hat und erst dann beurteilen. Auf jeden Fall sollten wir mit unseren Worten vorsichtig umgehen und uns nicht leichtfertig üble Vokabeln, die zu üblen Gedanken und schließlich zu häßlichem Verhalten führen, in den Mund legen lassen.
Ich bin überzeugt, dass wir das mit ein bisschen Freundlichkeit und Aufmerksamkeit schaffen und wünsche uns allen dazu viel Erfolg.
Mit freundlichen Grüßen
I. Hollnagel