I have a dream,
aufgrund des derzeit bekannten Wahlergebnisses zur Bundestagswahl wird die Regierungsbildung wohl auf eine Dreier-Koalition hinauslaufen. Als ehemaliger Zeitsoldat und Kenner der Beschaffungsorganisation in Koblenz wünsche ich mir endlich ein FDP-geführtes Ministerium, welches die Chance hat, die Bundeswehr von den zumeist selbst angelegten Fesseln der Bürokratie zu befreien und die Beschaffungsorganisation mit dem sperrigen Namen „Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr“, kurz: BAAINBw grundlegend zu reformieren, und zwar so, dass die Soldaten endlich die Ausrüstungen erhalten, um ihre Missionen zu erfüllen.
Wie ist es nur menschenmöglich, dass dieses Amt seit über 10 Jahren nicht dazu in der Lage ist, das Heer mit modernen, mit unseren Verbündeten kompatiblen, digitalen Funkgeräten für Sprache und Daten auszurüsten, die von verschiedenen US oder europäischen Herstellern in Serie hergestellt und von unseren Partnern seit Jahren genutzt werden? Stattdessen hat man nun - ohne Ausschreibung - einen Entwicklungs- und Liefervertrag an ein französisches Unternehmen vergeben, welches im Endstadium 30.000 analoge Funkgeräte auf dem Entwicklungsstand der 70er Jahre für 20 TSD Euro das Stück nachbauen soll, die in den 80ern von Standard Elektro Lorenz geliefert wurden und seit Jahren obsolete sind. Die Begründung für den Kauf laut BAAINBw: Man sieht sich außerstande, in der Kürze der Zeit eine EU-weite Ausschreibung so herauszugeben, dass sie durch die beteiligten Bieterunternehmen nicht angreifbar sei. Achtung: Es kommt noch schlimmer: Außerdem hätten die Geräte den Vorteil, dass sie ohne Anpassungen der Steckverbindungen in die ebenfalls uralten Fahrzeuge eingebaut werden können. Jede ingenieure Initiative und Kreativität wird hierim Keim erstickt.
Leider sind auch unsere Soldaten ein Teil des Problems. Obwohl die Beschaffung von Goldrandlösungen durch marktverfügbare Materialien längst hätte abgelöst werden müssen, verlangt die Truppe immer noch die Entwicklung von eierlegenden Wollmilchsäuen, anstatt sich „Military off the shelf“ zu bedienen, neben der EU gerne auch aus den USA oder GB. Dabei ist die Marktmacht der Bundeswehr längst auf ein unattraktives Stückzahl-Niveau von homöopathischen Dosen geschrumpft.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass so ein beschaffungstechnischer Unsinn in Höhe von rund 600 Mio Euro vom Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages abgesegnet wurde oder abgesegnet werden soll, aber wenn man trickreich die 25 Mio-Vorlagen vermeidet, dann funken unsere Soldaten auch in den 2030er Jahren allein in ihrer Blase, schmalbandig und nur Sprechfunk, ohne die heute üblichen Datenpakete
Mit freundlichen Grüßen
Joachim Kalweit