Sehr geehrte Spiegel-Redaktion,
in Ihrer teilweise sehr ausführlichen Berichterstattung über Corona im Allgemeinen und die Corona-Impfstrategie wird ein (meines Erachtens) entscheidendes Thema kaum diskutiert: die sehr unterschiedlichen Schutzraten der mRNA-Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna gegenüber dem des klassischen Impfstoffs von Astra-Zeneca. 95%ige Schutzwirkung gegenüber bestenfalls 70%ige Schutzwirkung betrachte ich als sehr relevant, denn etwas anders ausgedrückt bedeutet dies, dass die vorgenannten mRNA-Impfstoffe sechsmal besser schützen als der Astra-Zeneca Impfstoff. Noch extremer wird der Unterschied, wenn man die Schutzwirkung für ältere Personen betrachtet, die beim Astra-Zeneca Impfstoff wohl eher bei 50% liegt. Dann haben wir für diese Altersgruppe einen 10fach besseren mRNA-Impfstoff gegenüber dem von Astra-Zeneca.
Wenn ich diese Zahlen betrachte, stellt sich mir die Frage: was nützt eine Impfstrategie, die auf einen dermaßen schlechteren Impfstoff setzt – nur weil dieser (vielleicht) früher als die wirklich wirksamen Impfstoffe in großen Mengen verfügbar ist?
Wäre es da nicht sinnvoller, auf den schlechteren Impfstoff von vornherein zu verzichten und den Preis dafür in Form einer längeren Zeit bis zur Erreichung der sogenannten Herdenimmunität zu bezahlen? Oder ist die Logik, dass man erstmal etwas nimmt, dass besser als nichts ist und den damit provisorisch geschützten Personen nach einiger Zeit eine erneute Impfung mit dem sicheren Impfstoff zu verabreichen? Wäre dies aus medizinischer Sicht überhaupt vertretbar oder bestünde die Gefahr von Unverträglichkeiten bei einer Nachimpfung mit einem anderen (sogar andersartigem) Impfstoff? Ist es ein (vorgeschobenes) logistisches Problem (Kühlung), das die Einbeziehung von Arztpraxen in die Verimpfung der mRNA-Impfstoffe verhindert (meines Wissens lässt sich auch der Biontech/Pfizer über mehrere Tage bei normaler Kühlung aufbewahren)? Oder sollte etwa der (verglichen mit den anderen Maßnahmen im Corona-Hilfspaket der Bundesregierung) lächerliche Preisunterschied der Grund sein, der eine sichere Impfung verhindert?
Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie auch dieses Thema in Ihrer Corona-Berichterstattung aufgreifen würden.
Mit freundlichen Grüßen
Udo Klug