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Hamburger Abendblatt am 8. Samstag / 9. Sonntag 03.25. Vergleichen Sie bitte selbst was und wieviel übriggeblieben ist.

https://www.abendblatt.de/hamburg/wirtschaft/article408431730/hamburger-hafen-msc-zieht-grossschiffe-aus-nordeuropa-ab.html

MSCs Strategiewechsel und US-Strafzölle – Düstere Zeiten für den Hamburger Hafen?

Sehr geehrter Herr Kopp,

mit großem Interesse, aber auch wachsender Sorge habe ich Ihren Artikel über den Abzug der MSC-Megamax-Schiffe aus Nordeuropa gelesen. Als Hafenarbeiter in Hamburg sehe ich hier nicht nur einen kurzfristigen Strategiewechsel eines großen Reedereikonzerns, sondern eine gefährliche Entwicklung mit weitreichenden Folgen für den Hafen, die Stadt und letztlich unsere Arbeitsplätze.

Was bedeutet MSCs Rückzug für den Hamburger Hafen?

Die MSC-Entscheidung, ihre größten Schiffe nicht mehr nach Hamburg zu schicken, bedeutet für den Hafen einen erheblichen Rückgang des Containerumschlags. Diese Megamax-Schiffe mit bis zu 24.000 TEU pro Fahrt sind das Rückgrat der globalen Seefracht zwischen Asien und Europa. Sie ermöglichen eine hohe Effizienz und senken die Transportkosten. Wenn Hamburg in der Zukunft nur noch kleinere 14.700-TEU-Schiffe anläuft, bedeutet das: Weniger Fracht pro Anlauf, weniger Waren im Hafen, weniger Arbeit für die Beschäftigten.

Ein konkretes Beispiel: Nehmen wir an, dass MSC jährlich 200 Anläufe von Megamax-Schiffen nach Hamburg geplant hatte. Jedes dieser Schiffe kann ca. 24.000 Container transportieren – das sind 4,8 Millionen TEU pro Jahr. Wenn stattdessen nur noch Schiffe mit 14.700 TEU fahren, gehen dem Hafen fast 2 Millionen TEU pro Jahr verloren. Das ist eine immense Zahl, die sich direkt auf den Containerumschlag, die Hafenlogistik und damit auch auf die Arbeitsplätze in der HHLA auswirkt.

Wenn weniger Container umgeschlagen werden, wird es zwangsläufig zu Arbeitsplatzverlusten kommen. Erst werden befristete Arbeitsverträge nicht verlängert, dann gibt es Kurzarbeit – und am Ende drohen Entlassungen. Ein Szenario, das für uns Hafenarbeiter sehr real ist.

Was ist mit den Versprechen von MSC?

MSC hat sich erst im vergangenen Jahr mit 49,9 Prozent an der HHLA beteiligt – ein Deal, der von vielen als Rettung für den Hamburger Hafen verkauft wurde. Die Stadtregierung und die HHLA selbst haben betont, dass MSC langfristig mehr Ladung nach Hamburg bringen und den Hafen stärken will. Es wurden konkrete Zusicherungen gemacht, dass MSC das Umschlagsvolumen bis 2031 auf eine Million TEU pro Jahr steigern wird.

Doch was passiert nun? Kaum ist der Deal besiegelt, werden die größten Schiffe abgezogen. Ist das ein Zeichen für eine ernsthafte Partnerschaft? Die Politik sollte dringend prüfen, ob MSC mit diesem Rückzug bereits gegen Vereinbarungen verstößt. Denn wenn jetzt nichts unternommen wird, wird der Hamburger Hafen von einem zentralen europäischen Knotenpunkt zu einer Nebenrolle degradiert.

Verbindung zu den US-Strafzöllen: Ein globales Problem trifft Hamburg

Hinzu kommt ein weiteres Problem: Die geplanten US-Strafzölle auf Schiffe, die in China gebaut wurden. Reedereien, die solche Schiffe in ihrer Flotte haben, müssen bei jedem Hafenanlauf in den USA bis zu eine Million Dollar zusätzliche Gebühren zahlen. Und MSC hat – wie viele andere Reedereien – zahlreiche Schiffe in China bauen lassen.

Es gibt also zwei Möglichkeiten:

  1. MSC reduziert seine Anläufe in den USA, um diese Kosten zu vermeiden.
  2. MSC gleicht die Verluste aus, indem andere Routen lukrativer gemacht werden – zum Beispiel durch den Umzug nach Südeuropa oder Afrika.

Und genau das sehen wir jetzt. Die Schiffe werden nicht mehr nach Hamburg geschickt, sondern fahren stattdessen nach Tanger, Genua oder Durban. Was bedeutet das? Hamburg verliert nicht nur die Großschiffe, sondern wird als europäischer Hauptumschlagplatz geschwächt.

Was passiert, wenn wir nichts unternehmen?

Wenn wir diese Entwicklung ignorieren, könnte das langfristig bedeuten, dass Hamburg von der ersten Liga der europäischen Häfen in die zweite Liga abrutscht. Während Rotterdam, Antwerpen und Piräus massiv wachsen, verliert Hamburg weiter an Bedeutung. Wir haben bereits Probleme mit steigenden Hafengebühren, langsamen Abläufen und der Elbvertiefung – wenn jetzt auch noch der Frachtrückgang kommt, wird es für uns Hafenarbeiter düster.

Stellen Sie sich vor, die HHLA muss aufgrund von Umschlagsrückgängen ihre Terminals verkleinern oder sogar Personal abbauen. Erst trifft es externe Dienstleister, dann die Festangestellten. Hafenkräne stehen still, weil keine Container mehr entladen werden. Die Logistikfirmen haben weniger zu tun, Speditionen leiden. Das ist keine ferne Zukunftsmusik, sondern eine reale Gefahr.

Fazit: Der Hamburger Hafen steht vor einer Zerreißprobe

Die Verlagerung der MSC-Großschiffe ist kein einzelnes Ereignis – es ist ein Symptom für eine größere Krise im Welthandel, die auch uns in Hamburg direkt betrifft. Wir stehen vor mehreren Problemen:

  • Rückzug von Großreedereien wie MSC
  • Globale Handelskonflikte (z. B. US-Strafzölle auf Schiffe aus China)
  • Wachsende Konkurrenz durch Südeuropa und Nordafrika
  • Wirtschaftliche Unsicherheiten und sinkende Frachtraten

Wenn jetzt keine klare Strategie entwickelt wird, um den Hamburger Hafen wieder attraktiver für den globalen Schiffsverkehr zu machen, werden wir in den nächsten Jahren den langsamen Abstieg eines der wichtigsten Häfen Europas erleben. Und wir Hafenarbeiter werden die ersten sein, die darunter leiden.

Es braucht dringend einen klaren Plan – sei es durch neue Verträge mit MSC, strategische Investitionen oder politische Maßnahmen, um Hamburg wieder konkurrenzfähig zu machen. Sonst bleibt von den großen Versprechen der letzten Jahre nicht viel übrig – außer leere Kais und verlassene Containerterminals.

Ein besorgter Hafenarbeiter der HHLA

Marco Warstat, Lademeister


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