.    Die Bürger red´ Aktion  Home of Leserbrief

SymbolBenutzer SymbolKontakt SymbolAdressenschw  SymbolA Zschw SymbolA Zschw SymbolSuchen SymbolMenue 

Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Nicht gekürzt. Unzensiert. Kostenlos.

Vor 10 Jahren bereits meinte der Jude Alfred Grosser kurz und bündig: „Die Politik Israels fördert den Antisemitismus.“ Und im vergangenen Jahr sagte der ehemalige israelische Botschafter, Avi Primor,  dass er keine Zunahme des Antisemitismus feststellen könne, sondern nur eine Abnahme der Symphatie für Israel. Dessen zionistischer Siedlerkolonialismus – sprich völkerrechtswidrige Besatzungspolitik – lässt ja alle Friedensbemühungen zur Farce, zur Fassade werden, hinter der so viel Land wie irgend möglich „judaisiert“ wird – so die israelische Terminologie. Dass die Opfer unserer Opfer, die Palästinenser, die Leidtragenden dieser seit etwa einem Jahrhundert andauernden Landnahme, die zionistischen Usurpatoren nicht sonderlich mögen, ja hassen, heisst keineswegs, dass sie deswegen Antisemiten sind. Sie und ihre moslemischen Glaubensbrüder sind verständlicherweise Antizionisten, denen - insbesondere wenn sie als Flüchtlinge bei uns leben - die hierzulande weitgehende Identifizierung der Juden mit Israel nicht entgeht. Ist es da verwunderlich, dass sehr vielen von ihnen vor dem Hintergrund ihrer leidvollen Erfahrungen mit den Zionisten in Palästina und ohne den Hintergrund des europäischen Antisemitismus – einen diesem vergleichbaren gab es im Orient nicht –  antisemitische Ressentiments plausibel erscheinen und ihnen von daher die Grenze zwischen Antizionismus und Antisemitismus verschwimmt?

Auch deutsche Antizionisten sind übrigens in ihrer überwältigenden Mehrheit nachweislich keine Antisemiten. So das Ergebnis der empirisch sorgfältigsten Studie zum Thema, die von Prof. Wilhelm Kempf an der Uni Konstanz geleitet wurde („Israelkritik zwischen Antisemitismus und Menschenrechtsidee. Eine Spurensuche“, 2015). Aber solche Fakten, wie auch kritische jüdische und/oder israelische Stimmen, die Friedensbewegung in Israel generell, werden hierzulande kaum rezipiert.

Da kann man dann verblüfft in der SZ (Leitartikel „In unserem Land“von Detlef Esslinger vom 13. 12. 2017, S. 4) lesen, dass die Boykott-Kampagne gegen Israel (BDS) antisemitische Stereotype „bedienen wolle“. Andererseits findet man nicht einmal einen Bericht über den skandalösen Beschluss des Münchner Stadtrats (vom 13. 12.) „gegen jeden Antisemitismus“, der die BDS-Kampagne forsch als antisemitisch denunziert und jede Veranstaltung, die sich auch nur mit der Kampagne befasst, in Räumlichkeiten der Stadt untersagt. Dass etliche renommierte Juden weltweit die Kampagne unterstützen, einige jüdische Israelis (z. B. in Ha‘aretz) die Welt geradezu flehentlich aufrufen, Israel zu boykottieren, um es vor dem - durchaus auch moralischen - Untergang zu retten, wird dabei geflissentlich übersehen. Auch die klare Aussage der Hohen Vertreterin der EU für Außen- und Sicherheitspolitik, Federica Mogherini, dass die Boykottkampagne selbstverständlich durch das Grundrecht der Meinungsfreiheit gedeckt sei, scheint da erstaunlicherweise nicht zu interessieren. 

Die Boykottkampagne ist ja überhaupt nur entstanden, weil weder gewaltsamer Widerstand noch Verhandlungen die Palästinenser einem eigenen Staat näher gebracht haben und die Regierungen, v. a. des „befreundeten“ Westens, nie willens waren, die Israelis entschieden zur Einhaltung von Völker- und Menschenrechten zu drängen, sie ganz im Gegenteil auch noch einseitig unterstützen (siehe die brandbeschleunigende Jerusalem-Politik der gegenwärtigen US-Regierung, die den Antisemitismus ganz gewiss nicht zurückzudrängen geeignet ist).

Es konnte also kaum überraschen, dass, ähnlich wie in Südafrika, die Zivilgesellschaft auf den Plan trat, die bis heute schon derart erfolgreich mit ihren Boykottbemühungen ist, dass Netanyahu die Kampagne im vorletzten Jahr zur „strategischen Bedrohung“ Israels erklärte.

Nur von daher sind die wütenden Attacken auf die BDS-Kampagne, ihre infame Gleichsetzung mit Antisemitismus zu verstehen. Es ist beschämend, dass sich unsere politischen, kirchlichen, gewerkschaftlichen…. Eliten in deutschbefindlicher Weise in diesem durchsichtigen Spiel instrumentalisieren lassen für eine Politik, die ganz gewiss nicht viel mit unseren Werten, die wir ja angebllch mit Israel teilen, gemein hat. Solange diese Zusammenhänge nicht offen erörtert werden, wird auch ein Antisemitismusbeauftragter nicht viel helfen können beim Kampf gegen „das Gerücht über die Juden“.

Jürgen Jung


Teilen, Hinweis der Redaktion, Kommentieren und Bewerten in den sozialen Netzwerken und in der Bürgerredaktion:
  • Hinweis der Redaktion: Dies ist ein ungekürzter, unzensierter Originalleserbrief. Die Bürgerredaktion ist neutral. Verantwortlich für den Inhalt (auch der Kommentare) ist ausschließlich der Autor. Gedruckter Text ist farbig. Bewerten am Ende des Beitrags. INFO zum Autor, auch alle seine weiteren Artikel: klicken Sie bitte oben bei den Schlagwörtern den Namen des Autors. Ende des Hinweises.

Keine Kommentare


Zeitungsportal der Leserbriefe druckenden Zeitungen
Unten die 114 Logos von allen Zeitungen, die Leserbriefe der
Bürgerredaktion.de
gedruckt haben. Aktuellste Informationen aus diesen großen deutschsprachigen Zeitungen? Direkt mit einem Klick zum Internetauftritt der Zeitungen? Sofort und ohne Umwege einen Leserbrief an diese Zeitungen schreiben? Klicken Sie drauf! Sie können dann auch sehen, ob und welchen Leserbrief die jeweilige Zeitung von den Artikeln der Autoren der Bürgerredaktion.de gedruckt hat und wie viel davon.

Adressenliste. E-Mail Adressen von 120 Zeitungen die Leserbriefe drucken.


Bitte beachten Sie, dass Artikel, die älter als vier Jahre sind, nur angemeldeten Besuchern angezeigt werden.

Alle gedruckten Artikel in der Badischen Zeitung. zur Homepage der Badischen Zeitung. Alle gedruckten Artikel im Kurier. zur Homepage des Kurier  

Datenschutz || Impressum || Kontakt

Idee, Design, Programm und Copyright  ©2025 by Michael Maresch

Wir benutzen Cookies

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.

top