Leserbrief zum Artikel „Müller: Putins Glauben nur Fassade“
am 1. 8. 2022 in der Mittelbayerischen Zeitung
Im Untertitel kommt’s: Kardinal sieht keine Chance für deutsche Kirchen-Reformen. Äußert er, Kardinal Müller sich deshalb in einer deutschen Zeitung, am Sitz seines ebenfalls kämpferisch-konservativen Nachfolgers Bischof Voderholzer? Mit welcher Legitimation nimmt der Kirchenrichter hier Stellung zu Putin auch, vor allem aber zum Synodalen Weg, zur Machtposition der Bischöfe? Welche Rolle spielt hier einer, der unter uns Gläubigen seiner ehemaligen Diözese nicht viel Bedauern mit seinem Weggang ausgelöst hatte? In der Erinnerung bleibt ja: der flugs in die Mitte des Altarraums gerückte Bischofs-Thron im Dom St. Peter, der neue Zuschnitt der Pfarrgemeinde- und sonstigen Laienräte, so dass vielen Ehrenamtlichen die Lust darauf verging. Schließlich reichlich Aktivitäten um Papst Benedikt herum, mit der endlichen Ernennung zum Präfekten der Glaubenskongregation. Ach ja: da war auch eine neue Dom-Orgel und der Kötztinger Pfingstritt.
Warum bloß lässt sein Kampf um die Autorität des römisch-kirchlichen Lehramts immer wieder an einen Machtkampf denken, bei dem es ganz offensichtlich nicht um Unterstützung des aktuellen Papstes geht. Auch nicht um die Mehrheit der Kirchenmitglieder, schon gar nicht um die besorgten deutschen Gläubigen. Vielmehr bricht er - hier zumindest - eine Lanze für die Bischöfe. Sie seien „eigentlich von Christus eingesetzt“. Aha. Wer wollte da an Seilschaften und politischen Kampf denken, gar jemanden als den „Guerillero von Regensburg“ bezeichnen (Herder Korrespondenz für Voderholzers Wirken beim Synodalen Weg). Mir scheint, wir Zeitungsleser dürfen gerade ein Lehrbeispiel für den aktuellen innerkirchlichen Machtkampf, ein Aufbäumen des oft benannten Klerikalismus betrachten.
Ach, Sie wollen sich dann auch als Laie zu diesem dramatischen Geschehen in Ihrer Kirche verhalten? Eigentlich nicht vorgesehen. Es bleibt Ihnen ein Leserbrief in der Mittelbayerischen.