Schwabacher Tagblatt (ohne Datumsangabe)
Das Thema:
Der Bürgerverein Worzeldorf, eine ehemaligen Gemeinde im untergegangenen Landkreis Schwabach, die nach der Gemeindegebotsreform im Stadtgebiert Nürnberg aufging, hat historische Ansichtskarten aus den Dörfern am Nürnberger Stadtrand in einem Buch untersucht. Das ist das einzige, was von der ehemals dörflichen Idylle übrig geblieben ist. Und Worzeldorf ist bekanntlich überall.
Der Leserbrief:
Man muss nicht einmal 100 Jahre zurückblicken um sich an eine Altgemeinde Worzeldorf mit ihrem ursprünglichen und dörflichen Charakter zu erinnern. Wir wohnten in den Jahren 1982 bis 1988 in Gaulnhofen und erlebten dort einen ländlich geprägten Raum mit hoher Lebensqualität. Leider waren jedoch schon damals die Begehrlichkeiten nach mehr Bauland, bis hin zur geplanten und glücklicherweise gescheiterten Versiegelung des historischen Königshofgeländes, spürbar. Umso wohltuender präsentierte sich damals noch Schwabach, das Schicksal Worzeldorfs schien der Stadt erspart zu bleiben. Dies änderte sich jedoch schnell, denn auch hier dominiert die Gier nach Gewerbe- und Wohnbauflächen. Und so fehlt nicht mehr viel, dann wird es in SC so aussehen wie heute in Worzeldorf. Masse statt Klasse herrscht vor, Individualität bleibt auf der Strecke, der Flächenfraß scheint niemand mehr zu interessieren. Und das wird sich nicht ändern, solange noch irgendwo eine Freifläche zubetoniert werden kann und sich die Weissagung der Cree-Indianer „„Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist, werdet ihr merken, dass man Geld nicht essen kann.“ erfüllt hat. Am Ende wird dann auch nur ein Bildband, wie der des Bürgervereins Worzeldorf, übrigbleiben. Traurig, aber wohl unvermeidbar. Denn zu sehr lockt der schnöde und schnelle Mammon. Und falls doch einmal ein paar unbeugsame Umweltschützer aufbegehren sollten, dann werden sie mit den Totschlagsargumenten der Arbeitsplatz- und Wohnraumbeschaffung schnell wieder zum Schweigen gebracht,