Der niederländische Medientheoretiker und Internetexperte Geert Lovink sieht das Internet vor dem Aus. Die Gründe, die er dafür anführt sind nachvollziehbar (Verdummung der Nutzer, staatliche Eingriffe usw).
Allerdings sind sie nicht vollständig, denn nach meiner Meinung wird das Internet verschwinden, weil ihm keiner mehr traut und weil neue Generationen neue Technik wollen.
Die Forderung nach neuer Technik manifestiert sich schon geraume Zeit. Die neuen Generationen telefonieren nicht mehr, sie schreiben Posts. Sie schauen kaum noch fern, sondern streamen. Autofahren ist so was von out, dass die meisten kein Auto haben. Sie essen kaum Fleisch und gehen Freitags nicht mehr in die Schule. Twitter und Facebook sind Schnee von gestern. Die Jungen haben diese Dienste mit Instagramm abgelöst. Sie sind also von den oftmals verwirrend blödsinnigen schriftlichen Inhalten der alten sozialen Netzwerke übergegangen zu einer mehr bildsprachlich orientierten, Handy tauglichen Kommunikation.
Und genau bei dieser "Bildsprachlichkeit" liegt seit geraumer Zeit das Hauptproblem des Internets: waren es bisher die Fakenews, die, weil ihr Erkennen zu viel Zeit beanspruchte, die Wortdienste uninteressant machten, so sind es, der KI sei Dank, jetzt auch die "Fakebilder", die es einfach zeitlich nicht mehr zulassen, bei jedem Bild zu entscheiden ob es "wahr" ist. Also wird sich das Internet, in der Form wie wir es kennen, selbst abschaffen.
Mittelfristig, weltwirtschaftlich gesehen, steht die Globalisierung durch die Kriege der Diktatoren vor schweren Herausforderungen: der Trend geht gezwungenermaßen wieder zur räumlich nahen Produktion. Mit der anstehenden Veränderung des Internets folgt die Kommunikation diesem Trend und wird persönlicher, verifizierbarer, und leider dadurch nationaler.
Ob es dem Regenbogen gefällt oder nicht.
Michael Maresch