Herr Präsident Donald Trump, Sie müssen sich jetzt einmal ein paar unbequeme Wahrheiten anhören, die Sie von Ihrem persönlichen Beraterstab nicht zu hören bekommen, dessen Angehörige um ihr tägliches Überleben im Weißen Haus kämpfen müssen, wie man aus den zahlreichen Rauswürfen aus Ihrer Residenz schließen kann. Zunächst die erste unbequeme Wahrheit: Sie sind nicht mit der Mehrheit der amerikanischen W ä h l e r gewählt worden, sondern mit der Mehrheit der W a h l m ä n n e r! Hillary Clinton hatte 48,2 Millionen Wählerstimmen, Sie nur 46,1 Millionen Stimmen! Für den Nichtamerikaner ist das keine demokratische Legitimation für Ihren Anspruch gewesen, Präsident zu werden. Lassen Sie sich von den von Ihnen vor die Fernsehkameras bestellten Beifallklatschern nicht beirren: die Mehrheit aller Amerikaner hat Sie nicht gewählt und liebt Sie nicht! Sie empfindet Ihre Präsidentschaft als Belastung für die Welt! Und wenn die Menschheit Ihre Präsidentschaft schon ertragen muss, so könnten Sie an Ihren öffentlichen Auftritten einige Winzigkeiten ändern: wie wäre es, wenn Sie Ihre „Ihr könnt mich alle mal…“ – Miene wenigstens von Zeit zu Zeit durch ein freundliches Lächeln ersetzen würden? Wie wäre es, wenn Sie Ihre Krawatte einmal korrekt binden würden wie ein Gentleman, nämlich so, dass sie am Hosengürtel endet und nicht bis in die skandalumwitterte Tiefe Ihrer Hose abfällt? Wie wäre es, wenn Sie beim Abschreiten einer militärischen Front Ihren Mantel zuknöpfen würden, weil die angetretenen Soldaten, die Ihnen die Ehre erweisen, auch korrekt angezogen sind? Wie passt es zusammen, dass der Präsident Chinas Sie und Ihre Gattin sehr liebenswürdig, freundlich und höflich mit großem Zeremoniell in Peking empfängt und Sie sich dafür mit einer rüpelhaften Zollpolitik revanchieren? Herr Präsident, gute Manieren auf dem internationalen Parkett sind genauso wichtig wie gute Geschäfte! Ein guter Brückenbauer sind Sie nicht! Einen solchen Präsidenten benötigen die USA aber ganz dringend, damit das amerikanische Volk den 11. September 2001 nicht noch einmal erleiden muss! Sie sollten sich einmal mit einem amerikanischen Philosophen zusammensetzen und sich den Begriff „Würde“ erklären lassen, von dem Sie, wie es scheint, noch nie etwas gehört haben. An dem Tage, an welchem Sie das Weiße Haus wieder verlassen, werden viele Menschen in den Choral einstimmen „Nun danket alle Gott!“ Möge dieser Leserbrief, der auf direktem Wege zweifellos in einem Papierkorb enden würde, auf Umwegen den Empfänger erreichen! Otfried Schrot
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