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Das Gewehr G 36 – eine untaugliche Braut?

Das Gewehr ist bekanntlich  die „Braut“ des Soldaten. Egal, ob Panzerfahrer oder U-Boot-Kommandant, ob Gefreiter oder General: Jeder Soldat hat in der Grundausbildung, während seiner Rekrutenzeit also, sattsam Bekanntschaft mit dieser Braut gemacht, hat sie x-mal zerlegt und wieder zusammengesetzt und vor allem gereinigt, gereinigt und nochmals gereinigt. Jahrzehntelang hörte sie bei der Bundeswehr auf den Namen „G 3“ , wog etwa 5 kg und besaß ein Magazin mit 20 Patronen des Kalibers 7,62 mm, die den Gewehrlauf mit einer V o, einer Anfangsgeschwindigkeit von fast 800 Metern  pro Sekunde verließen (zum Vergleich: Die Schallgeschwindigkeit liegt unter Annahme der Bedingungen der Standardatmosphäre bei 333m/s ). Die Kampfentfernung,  die wirksame Reichweite also, des G 3 betrug 300 m. Inzwischen ist bei der Bundeswehr das Gewehr „G 36“ in Gebrauch,  dessen Magazin 30 Patronen des Kalibers 5,56 mm fasst,  die mit einer Mündungsgeschwindigkeit (V o) von ca. 920 m/s das Gewehr verlassen. Die Kampfentfernung beträgt 500 m und das G 36  wiegt dabei nur etwas über 4 kg. Jetzt plötzlich ist das G 36, dieses „Sturmgewehr light“ in den Focus der öffentlichen Kritik geraten. Wirklich so plötzlich? Die Mängel des G 36 sind den Verantwortlichen längst bekannt! Schließlich musste das Gewehr vor seiner Einführung bei der Truppe erst den langen Weg durch die Prüfinstanzen des militärischen Beschaffungswesens absolvieren, bevor es in zigtausendfacher Stückzahl angekauft wurde. Und dabei sollte nicht festgestellt worden sein, dass nicht nur das Kaliber zu mickrig ist, sondern auch die Treffsicherheit beeinträchtigt ist, wenn sein Gehäuse heiß wird; mit anderen Worten: Das Ding schießt dann daneben. Schöne Aussichten, für Soldaten im „Ernstfall“ (z.B. bei einem Auslandseinsatz)! Nun haben Mängel in der Ausrüstung bei der Bundeswehr ja Tradition. Schon im „Weißbuch“ des Jahres !970 ist zu lesen: „Die Einsatzbereitschaft dreier Waffensysteme hat in den letzten Jahren Anlass zu berechtigter Kritik und zu besonderer Besorgnis gegeben. Sie galten dem Starfighter F 104 G, dem Schützenpanzer HS-30 und den fünf korrosionsanfälligen U-Booten.“  Heute wissen wir, dass die so genannte  Starfighter-Krise damals „hausgemacht“ war und nichts mit dem Flugzeug als solchem, das einen Quantensprung in der militärischen Luftfahrt darstellte, zu tun hatte. Ehrgeizzerfressene und machtbesessene Politiker hatten Anschaffung, wie auch technische Abänderungen an dem Flugzeug durchgesetzt, ohne zuvor die personellen und infrastrukturellen Voraussetzungen für den Betrieb dieses Waffensystems geschaffen zu haben. Der Tod von 116 Piloten und der Totalverlust von 298 der, an die Bundeswehr für Luftwaffe und Marine gelieferten insgesamt 916 Maschinen, war die traurige Bilanz (übrigens haben weit mehr als 2000 Piloten der Bundeswehr dieses Muster geflogen und dabei in 30 Jahren  1.975.646, also fast 2 Millionen, Flugstunden absolviert ; auch das sollte einmal erwähnt werden. Die Bezeichnung der F 104 G als „Witwenmacher oder „fliegender Sarg“  relativiert sich dadurch wieder). Als echter Skandal ist dagegen die Beschaffung des Schützenpanzers HS-30 für das Heer anzusehen.  Dessen Hersteller, dem schweizerisch-spanischen Unternehmen Hispano-Suiza war es gelungen,  den Auftrag zur Fertigung von 10.680 Schützenpanzern zum veranschlagten Beschaffungspreis von ungefähr zwei Milliarden DM an Land zu ziehen. Doch wie kam ein Unternehmen, das vor dem zweiten Weltkrieg 6-zylindrige Luxuskarossen gebaut hatte und über keine Erfahrung im Bau moderner Panzerfahrzeuge verfügt hat, überhaupt zu solch einem lukrativen Auftrag? Das Zauberwort lautete (und lautet wohl auch heute noch): Lobby-Arbeit!   Alte Seilschaften, bestehend zum einen aus reaktivierten, ehemaligen Wehrmachtsoffizieren im Verteidigungsministerium auf der Bonner Hartdthöhe, zum anderen aus deren „alten Kameraden“, die nunmehr als Vertreter bei diversen in- und ausländischen Rüstungsunternehmen in Lohn und Brot standen, haben dabei Hand in Hand gearbeitet. Und nur so konnte es geschehen, dass der HS-30 ohne jeden Truppenversuch bei der Panzergrenadiertruppe der Bundeswehr eingeführt wurde. Dazu heißt es in einem offiziellen Bericht: „Forciert wurde das Geschäft zudem durch das sehr aggressive Verhalten der deutschen Lobbyisten für die Schweizer Aktiengesellschaft Hispano-Suiza; sie trieben das Geschäft ohne Skrupel voran und informierten die Genfer Zentrale stets über rüstungspolitische Entwicklungen in Bonn“.  (Holger Pfahls und Karlheinz Schreiber lassen grüßen!) Erst nach langwierigen Verhandlungen war es dem Bundesministerium der Verteidigung schließlich gelungen, aus dem Vertrag mit Hispano-Suiza auszusteigen und die Lieferung des weitgehend praxisuntauglichen  HS-30 von 10.680 auf 2.800 Stück zu reduzieren.  Ähnlich verhielt sich die Geschichte mit den korrosionsanfälligen U-Booten.( Man kann nur hoffen, dass bei den  fünf, bisher von deutschen Werften an Israel gelieferten, atomwaffenfähigen  U-Booten der Dolphin-Klasse nicht gepfuscht wurde; das könnte fatale Folgenhaben!) Doch wieder zurück zur Bundeswehr von heute:  Was die Truppe braucht, entscheiden nicht deren Fachleute, sondern diktiert die Rüstungsindustrie - selbstverständlich nur indirekt - durch ihre Lobbyisten. Etwas störend wirken hier in erster Linie nur die „Wehrtechnischen Dienststellen“ der Bundeswehr (sieben an der Zahl), die dem Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw früher BWB) in Koblenz unterstehen. Sie sind die  letzten Kontrollinstanzen an der Nahtstelle zwischen dem Hersteller, der Industrie und dem Nutzer, der Truppe. Doch mit dem zugkräftigen Argument der Kosteneinsparung  werden gerade diese wichtigen Dienststellen laufend abgebaut. So waren zum Beispiel bei der Wehrtechnischen Dienststelle für Luftfahrzeuge der Bundeswehr 61 (WTD 61) in Manching bei Ingolstadt in den 1980-er Jahren noch ca. 1200 Mitarbeiter beschäftigt; inzwischen sind weniger als 800 Personen dort mehr tätig. Das liegt  aber nicht allein an den weniger gewordenen Erprobungs- und Prüfaufträgen für diese Dienststelle. Schon lange gibt es hier Bestrebungen seitens der einschlägigen Industrie,  die erforderlichen  luftfahrttechnischen  Zulassungs-und Prüfungsverfahren  selbst in die Hand zu nehmen.  Hersteller und Prüfer in Personalunion -  ob das erstrebenswert ist? Für die Truppenzulassung des G 36 war natürlich nicht die WTD 61 in Manching sachlich zuständig, sondern die „Wehrtechnische Dienststelle für Waffen und Munition 91“ (WTD 91) in Meppen. Letztlich haben aber auch hier nicht deren Fachleute  über die Einführung dieses Gewehres bei der Bundeswehr entscheiden können, sondern Politiker,  denen dabei vielleicht von Lobbyisten der Herstellerfirma  „die Hand geführt“  worden ist; verwundern würde es mich nicht! Der Lobbyismus bei uns  ist aber - wie ich von der Ingolstädter Abgeordneten der LINKEN im Deutschen Bundestag, Eva Bulling-Schröter (ihre  Spezialgebiete sind Umwelt, Energie und Tierschutz) weiß - nicht auf den Bereich der Rüstungsindustrie beschränkt; es ist eine Seuche,  die nicht zuletzt in Berlin zu grassieren scheint und gerade dort wohl auch reichlich Opfer findet……….

Dr. Werner J. Leitmeier

Ingolstadt


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