Wie nun mehrfach in den öffentlichen Medien bekanntgegeben, werden nun die Diäten der Parlamentarier um ca. 10% erhöht. Ob das nun wie geplant in zwei Schritten getan wird oder gleich auf einen Schlag, finde ich persönlich relativ egal. Fakt ist, dass innerhalb nur eines Jahres eine Lohnsteigerung von über 800€ stattfinden wird. Was mich daran besonders ärgert ist die Tatsache, dass es mal wieder von jedermann hin genommen wird und sich kaum einer daran stört. Sicherlich ist es vollkommen in Ordnung, wenn Menschen die unser Land leiten und führen sollen, dafür auch ausreichend entlohnt werden. Jedoch kann man doch nicht einfach hinnehmen ,dass ein derartiger Lohnsprung einfach beschlossene Sache ist. Jahr für Jahr kämpfen die Gewerkschaften für einen Lohnanstieg in der "Mittelschicht", sofern wir sie denn noch sichtbar haben, und dabei geht es zumeist um wenige Prozent. Wenn man bedenkt, dass ein Lohnanstieg von durchgesetzten 2% bei einem "normalem" Bruttogehalt von 2500€ gerade einmal 50€ Brutto mehr ausmachen, finde ich es unbeschreiblich dreist von unserem Führungsstab, gleich 10% zu beschließen. Meine Frau hat eine ganz normale Ausbildung zur Bürokauffrau abgeschlossen und arbeitet im hiesigen Einzelhandel für einen Lohn von gerade einmal 1350€ Brutto. Das soll jetzt kein "Ach die arme Frau" Gerede auslösen, sondern nur aufzeigen, dass unsere Mittelschicht nicht mehr die ist, von der stets gesprochen wird. Wenn man bedenkt das eine ausgelernte Kraft vor einigen Jahren noch durchaus in der Lage war, seine Familie zu ernähren, so ist es heute beinahe nicht mehr möglich, ohne das Zubrot des Partners ein durchschnittliches Leben zu führen. Die Mieten sowie alle Nebenkosten sind im Vergleich zum Lohn in den letzten Jahren unverhältnismäßig gestiegen. In unserer Stadt liegt die Durchschnittsmiete für eine einfache drei Zimmer Wohnung in einem Block momentan bei ca. 500€ warm. Zusätzlich kommt noch Strom, Telefon und Fernsehen hinzu. Ohne dekadent zu leben kommen also etwa 650€ nur für eine normale Wohnung zusammen. Und unsere Stadt ist im Vergleich zu Hamburg oder Berlin noch sehr günstig. Es war vor noch gar nicht so langer Zeit noch möglich, einmal im Jahr in den Urlaub zu fahren und auch ein Auto war noch erschwinglich. Bei den aktuellen Preisen für jegliche Güter muss man jedoch genau überlegen , was man sich anschafft und was nicht. Es ist schon erstaunlich, dass man lebenswichtige Dinge immer teurer kaufen muss und auf der anderen Seite bestimmte Luxusartikel immer billiger werden. Bestes Beispiel ist der Vergleich zwischen einem Träger Milch mit 12 Litern und einer Hose der Firma Kik. Und jetzt kann man raten, was günstiger ist. Aber natürlich ist es wichtiger , dass bereits Kinder mit dem neuesten Smartphone spielen können, als täglich eine warme Mahlzeit auf dem Tisch zu haben. Ich selber fahre beruflich zur See und habe gleiches im Ausland feststellen können. In Indien haben die einfachen Hafenarbeiter keine Kleidung und an Nahrungsmitteln fehlt es überall, aber ich habe kaum einen gesehen, der kein Mobiltelefon neuerer Generation besitzt. Wenn man nun bedenkt , dass unsere Parlamentarier neben dem großen Gehalt jedoch auch noch andere Vergütungen haben, finde ich es unheimlich traurig, dass sich niemand an der aktuellen Debatte über höhere Löhne stört. Die SPD will den Mindestlohn einführen und für mehr Gerechtigkeit sorgen, aber natürlich ist das eigene Wohl wichtiger als das des gemeinen Volkes. Es ist erstaunlich zu sehen, dass der normale Deutsche lieber darüber liest, wie es Herrn Schumacher geht, oder ob die schwedische Prinzessin ihr Kind bekommen hat, oder eben in Kiew die Demonstranten getötet werden, als sich mal damit auseinander zu setzten, ob denn in unserem Land alles so seine Richtigkeit hat. Sicher sagt man sich oft genug, dass man selber ja nichts an der Sache an sich ändern kann, aber versuchen tut es doch auch niemand. Es ist ja auch viel einfacher am Stammtisch bei ordentlich Bierkonsum darüber zu diskutieren, dass ja alles Mist ist und alle Politiker sowieso keine Ahnung haben, als sich mal mit unserem System auseinander zu setzten. Aber da unsere schulische Ausbildung darauf basiert alle Kinder unter Abiturstatus möglichst klein zu halten, kann sich ja auch nichts ändern. Oder wie kann es sein, dass so unglaublich viele Jugendliche nicht einmal mehr in der Lage sind den amtierenden Kanzler zu nennen? Klar, der zweite Weltkrieg und seine Folgen werden in allen Schulstufen bis ins kleinste Detail gelehrt, jedoch die allgemeine Politik und ihre Folgen nicht. Sicher sind Jugendliche in der Lage die großen Parteien zu nennen, aber viele haben keine Ahnung was die machen und wollen. Und dann wird sich darüber gewundert, dass die Wahlbeteiligung so weit zurück gegangen ist und sich derart viele Menschen nicht mehr dazu veranlasst fühlen, etwas ändern zu wollen.
Toni Niebank
Cuxhaven
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