Die USA, Russland und China sind gemäß der Charta der Vereinten Nationen neben den „kleinen“ ständigen Mitgliedern des Weltsicherheitsrates Großbritannien und Frankreich die Hauptverantwortlichen für die Erhaltung und Mehrung des Weltfriedens. So steht es auf dem Papier. Die Wirklichkeit ist die, dass sie sich gegenseitig bedrohen und belauern. Der derzeitige Präsident der Vereinigten Staaten, Joe Biden, begann seinen politischen Austausch mit seinen beiden wichtigsten Gesprächspartnern, Wladimir Putin und Xi Jinping, mit einer öffentlichen Beschimpfung der beiden. Wladimir Putin beglückte er mit der Bezeichnung „Killer“, Xi Jinping mit der Beschreibung „ein Mann, der keinen demokratischen Knochen im Leibe hat“. Welche geniale Grundlage für künftige politische Gespräche!
Alle drei hohen Herren, die eifrig militärisch gegeneinander rüsten, haben in ihren Träumen von nationaler Größe noch nicht begriffen, dass die Menschheit nur mit sorgfältig gepflegter wechselseitiger Vertrauensbildung und ehrlicher Kooperation eine Überlebenschance hat, nicht aber mit Abschreckung und Konfrontation.
Besonders toll treibt es Joe Biden in seinem Umgang mit Russland und China.
Während er Putin immerhin einmal getroffen hat, hält er es nicht für nötig, in Anbetracht der unmittelbaren Kriegsgefahr im Streit um die Zukunft Taiwans einen persönlichen Antrittsbesuch beim chinesischen Staatspräsidenten zu machen, um mit diesem ein Gespräch über die Möglichkeit einer Kriegsvermeidung zu führen.
Gleichzeitig will die NATO ihre Schlagkraft gegenüber Russland erhöhen. Wenn Biden es besonders geschickt anstellt, werden die USA in einen Zwei – Fronten – Krieg hineingeraten, einen in Europa und einen in Ostasien. Dabei wird er bestimmt die europäischen NATO – Partner benötigen, einschließlich der Bundeswehr. Ob Deutschland wohl schon wieder bereit ist, nach 20 Jahren Krieg in Afghanistan erneut einen Krieg für amerikanische Interessen auf eigene Kosten zu führen?
Möge Joe Biden darauf kommen, zwei Dinge zu tun:
1.) Empfehlung an China und Taiwan, einen vertrauensbildenden Freundschaftsvertrag miteinander abzuschließen, um damit die Lage erst einmal zu entspannen, und nach fünf Jahren über die Frage und die Modalitäten eines Zusammenschlusses nachzudenken,
2.) Empfehlung an die NATO, Russland einen Vertrag über vertrauensbildende Maßnahmen und eine gute Nachbarschaft anzubieten und damit aufzuhören, einander Kriegsabsichten zu unterstellen. Den Aktionären der Kriegsindustrie wird das zwar nicht gefallen, wohl aber den steuerzahlenden Bürgern in den USA und Europa!
Otfried Schrot