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Wenn die Geschichte nicht so dramatisch wäre, könnte sich der echte, durch die Wiesn stark geplagte Münchner über den "Ausfall der Wiesn" sehr darüber freuen. Das angeblich größte Volksfest der Welt, ist schon lange KEIN Volksfest mehr, sondern nur noch Abzocke und Nepp auf ganzer Ebene. Wenn man sich die Preise vergleichend mit "Volksfest-Zeiten" auf der Zunge zergehen lässt, macht es gar nichts aus, wenn die bereits in den Himmel wachsenden Bäume mal gestutzt werden.

 


Man fand ohnehin fast nur noch "Geldige, Junge, oder Fremde" vor und in den Bierzelten. Von den "Besoffenen" am "Kotzhügel" neben der Patrona Bavaria und den meist italienischen Wohnmobilen in der gesamten Nachbarschaft mal ganz abgesehen. Auch ist es keine Seltenheit, dass unsere Hauseingänge verkotzt oder sonstwie verunstaltet wurden, wenn die "Besoffenen" heim torkelten.
Der echte Münchner verirrte sich meist nur dann auf der Wiesn, wenn er ein ausgesprochener Wiesnfanatiker ist, oder wenn er die sehr selten gewordenen "Freizeichen" für Bier oder Hendl hatte. Auf der so genannten "Alten Wiesn", traf man häufiger den Münchner an. Auch konnten Senioren sich dort noch etwas wohl fühlen, weil sich dort noch die alte Zeit etwas widerspiegelte, die Preise nicht ganz so astronomisch waren.

 


Dass es unserem Stadtoberhaupt Dieter Reiter im Sinne der Stadt München leid tut, ist nachzuvollziehen, fallen doch massive Einnahmen für den Stadtkämmerer weg. Ob es den Wiesnwirten leid tut, weiß ich nicht, jammern doch jedes Jahr erneut darüber, dass nichts verdient wird. Die massiven Kosten für den Selbstschutz in und rund um die Wiesn, nebst der gesamten Bollwerke rund um das gesamte Gebiet spart man sich auch.

 


Nachdem das angebliche "Volksfest" längst kein Volksfest mehr ist, blieben die echten Münchner lieber daheim, machten sich ihre Brotzeit Zuhause, holten sich das "Wiesnbier" lieber vom Handel. Die Gemütlichkeit war jedenfalls besser gegeben, als in den Bierbuden, vom Geräuschpegel ganz abgesehen.

 


Alois Sepp

 

 

Münchner Abendzeitung vom 23.04.2020, S. 14 / Leserforum, Einfach mal stutzen

Wenn die Geschichte nicht so dramatisch wäre, könnte sich der echte, durch die Wiesn stark geplagte 
Münchner über den Ausfall der Wiesn sehr darüber freuen. Das angeblich größte Volksfest
der Welt ist
schon lange kein Volksfest mehr, sondern nur noch Abzocke und Nepp auf ganzer
Ebene. Wenn man sich
die Preise - vergleichend mit Volksfest-Zeiten - auf der Zunge zergehen
lässt, macht es gar nichts aus,
wenn die bereits in den Himmel wachsenden Bäume mal gestutzt
werden. Man fand ohnehin fast nur noch Geldige, Junge oder Fremde vor und in den Bierzelten. Von den Besoff-
fenen am Kotzhügel und den meist italienischen Wohnmobilen in der gesamten Nachbarschaft
mal ganz
abgesehen. Der echte Münchner verirrte sich meist nur dann auf der Wiesn, wenn er ein
ausgesproche-
ner Wiesnfanatiker ist, oder wenn er die sehr selten gewordenen Freizeichen für
Bier oder Hendl hatte.
Auf der so genannten Oidn Wiesn traf man häufiger Münchner an. Auch
konnten Senioren sich dort noch
etwas wohl fühlen, weil sich dort noch die alte Zeit etwas
widerspiegelte, die Preise nicht ganz so astrono-
misch waren. Dass es unserem Stadtoberhaupt Dieter Reiter im Sinne der Stadt München leid tut, ist nachzuvoll-

ziehen, fallen doch massive Einnahmen für den Stadtkämmerer weg. Ob es den Wiesnwirten leid tut,
weiß ich nicht, jammern die doch jedes Jahr erneut darüber, dass nichts verdient wird. Die massiven Kosten für den Selbstschutz in und rund um die Wiesn, nebst der gesamten Bollwerke
rund um das gesamte Festgelände, spart man sich auch.

Alois Sepp


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