mit wachsender Sorge und zunehmender Empörung beobachte ich die politischen Entwicklungen in unserer Stadt. Die wiederholte Forderung, dass „Greifswald den Gürtel enger schnallen muss“, ist nicht nur ermüdend – sie ist eine Zumutung für all jene, die längst am Limit leben und arbeiten.
Vereine sollen sparen? Viele dieser Einrichtungen werden ehrenamtlich geführt, sind chronisch unterfinanziert und dennoch unverzichtbar für das soziale Gefüge unserer Stadt. Sie leisten Arbeit, die der Staat nicht mehr stemmen kann – und das aus Überzeugung, nicht aus Profitinteresse.
Schulen sollen sparen? In einem Land, das sich selbst als Bildungsnation versteht, ist es eine Schande, dass unsere Kinder in maroden Gebäuden lernen, Lehrkräfte überlastet sind und digitale Ausstattung ein Luxus bleibt. Wer an Bildung spart, spart an der Zukunft – und fördert eine Gesellschaft, die sich leichter regieren lässt, weil sie weniger hinterfragt.
Bürger sollen sparen? Viele Menschen kämpfen bereits mit steigenden Lebenshaltungskosten, stagnierenden Löhnen und einer immer größer werdenden sozialen Kluft. Die Forderung, auch hier noch den Gürtel enger zu schnallen, ist ein Schlag ins Gesicht derjenigen, die ohnehin schon alles geben.
Doch wo bleibt die Selbstkritik der Politik?
Warum wird nicht bei den Diäten angesetzt? Warum bleiben Aufwandsentschädigungen unangetastet? Warum dürfen Nebeneinkünfte weiter sprudeln, während das Ehrenamt um jeden Euro kämpft? Es wäre ein Zeichen der Solidarität, wenn auch die politischen Entscheidungsträger bereit wären, Opfer zu bringen – nicht nur symbolisch, sondern
spürbar.
Die Geduld der Bürger ist endlich. Wenn die Lasten immer nur nach unten weitergereicht werden, während oben Privilegien verteidigt werden, dann wird das Vertrauen in die Politik erodieren. Und wenn das Fass überläuft, wird es nicht leise sein.
Ich fordere Sie auf: Kehren Sie um. Sparen Sie nicht an den Fundamenten unserer Gesellschaft. Investieren Sie in Bildung, Ehrenamt und soziale Teilhabe. Und zeigen Sie, dass Politik auch Selbstverantwortung kennt.
Mit nachdrücklichem Appell,
Peter Ahrend