Appell an die geschäftsführende Bundeskanzlerin

Sie haben drei Amtszeiten hinter sich. Es sieht nicht danach aus, dass Sie das Sprichwort „Aller guten Dinge sind drei“ beherzigen werden. Fragen Sie  sich einmal, wie gut Ihr politisches Augenmaß ist !Da alle Sterne auf ihrer Bahn durch den Himmel einmal wieder hinab zum Horizont müssen, werden Ihnen jetzt vier Jahre des langsamen aber stetigen Nachlassens Ihrer geistigen und körperlichen Kräfte , Ihres Einfallsreichtums, Ihrer Energie , Ihrer Macht und Ihres Ansehens bevorstehen. Wollen Sie es so weit kommen lassen? Sollten Sie nicht auf dem Höhepunkt Ihres Ansehens die Zügel an eine andere Persönlichkeit übergeben? Martin Schulz ist feurig, unverbraucht, zeigt klare Kante – was nicht unbedingt Ihre Stärke ist – und als ehemaliger Präsident des Europaparlamentes ein kompetenter, der Zukunft zugewandter Europäer. Er hat den Begriff „Vereinigte Staaten von Europa“ bereits in den Mund genommen, was Sie noch nicht von sich sagen können. Die ganze Nation würde vor Ihnen den Hut ziehen, wenn Sie sagen würden: „Herr Schulz, ich habe drei Amtszeiten als Kanzlerin hinter mir und möchte nunmehr aus Überzeugung, Einsicht und Klugheit in die zweite Reihe zurücktreten, Ihnen den ersten Platz einräumen und Ihnen diskret und unauffällig bei Ihrer Einarbeitung in die Aufgaben des Bundeskanzlers behilflich sein. Ich möchte auch aus einem Gefühl der Fairness heraus der SPD die Besorgnis nehmen, im „ewigen Schatten von CDU und CSU“ als der kleinere Koalitionspartner bis zur Bedeutungslosigkeit zu verkümmern!“ Frau geschäftsführende Bundeskanzlerin, wenn Sie auf diese Art und Weise über Ihren eigenen Schatten springen würden, wäre Ihnen der Respekt und der Beifall der Nation gewiss, und ein Ehrenplatz in den Geschichtsbüchern der kommenden Generationen wäre Ihnen sicher. Otfried Schrot