Die bekannteste Aussage von Kurt Tucholsky dürfte diejenige sein, dass Satire alles dürfe. Inzwischen haben wir den „Fall Charlie Hebdo“ und den „Fall Böhmermann“ hinter uns und das Wissen darum, welche Folgen der Gebrauch der Satire haben kann. Zurzeit setzt die ganze Welt sich mit dem „Fall Trump“ auseinander. Wie gehen wir denn nun richtig mit der Satire um? Eines können wir sagen: sie sollte möglichst keinen Hass erzeugen, der dann in Racheakte oder gar Gewalttaten umschlägt. Wünschenswert ist, dass die Betrachtung von Karikaturen „lächelnde Einsicht“ erzeugt. Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens müssen jedoch, je extravaganter sie sich benehmen, mit desto härteren Reaktionen aus der Öffentlichkeit rechnen bis hin zu dem Wunsche, die betreffenden Persönlichkeiten ihrer Ämter zu entheben. Als Leserbriefschreiber in einer demokratischen Gesellschaft halte ich es jedoch für geboten, für richtig zu halten, dass die öffentliche Debatte auf jeden Fall frei von Hass bleiben muss, desgleichen frei von Verletzungen der Menschenwürde und frei von Verleumdungen und Lügen. Die gemeinsame Verantwortung aller Teilnehmer an der öffentlichen Debatte bleibt es, sicherzustellen, dass nicht so viel Öl ins Feuer der öffentlichen Konfliktaustragung gegossen wird, dass es zu Explosionen kommt, welche Menschenleben kosten. Mit der Satire ist es deshalb wie mit dem Salz in der Suppe: nur das rechte Maß entscheidet darüber, ob die Suppe fade schmeckt oder ungenießbar wird – oder aber Menschenleben kostet. Im letzteren Fall war die Suppe gründlich versalzen. Donald Trump trägt die Last der Verantwortung dafür auf seinen Schultern, ob er seine Präsidentschaft mit einer „Prise nach Augenmaß“ würzen oder aber der amerikanischen Nation „die Suppe versalzen“ wird.
Otfried Schrot