Annegret Kramp – Karrenbauer, deutsche Verteidigungsministerin, ist zu einem öffentlich nicht angekündigten Besuch im afghanischen Feldlager Masar-i-Scherif eingetroffen, um sich im Austausch mit deutschen Soldaten einen Überblick über die Lage zu verschaffen.
Kommentar des Verteidigungsministeriums dazu: „Afghanistan braucht dringend Perspektiven und den gesellschaftlichen Ausgleich zwischen verfeindeten Gruppen.
Deutschland hat mit seinem militärischen Engagement in den zurückliegenden 20 Jahren wichtige Voraussetzungen dafür geschaffen.“
Der Verfasser dieser Zeilen wünscht sich von der Verteidigungsministerin – oder besser noch von der Bundeskanzlerin – eine Antwort auf die folgenden Fragen:
1.) Der Bundeswehreinsatz in Afghanistan, das nicht gerade ein Nachbarstaat Deutschlands ist, hat den deutschen Steuerzahler in ca. 20 Jahren ca. 11 Milliarden Dollar und 56 deutsche Soldaten gekostet. Wären wir nicht NATO – Mitglied gewesen, wäre uns das erspart geblieben. Der deutsche Finanzminister hat als Folge der derzeitigen Pandemie „am laufenden Band“ unvorhergesehene Sonderausgaben zur Befriedigung der Bedürfnisse deutscher Bürger, die nicht im jährlichen Bundeshaushaltsplan vorgesehen sind. Wie lange können wir uns in Anbetracht dieser Tatsache den Luxus des Bundeswehreinsatzes in Afghanistan noch leisten? Noch einmal 20 Jahre ? – In den bisherigen 20 Jahren hat es in Afghanistan „Null Fortschritt“ gegeben!
2.) Weshalb müssen europäische und amerikanische Soldaten, die, von Afghanistan aus gesehen, „von der anderen Seite der Welt“ , kommen, in Zentralasien für Ruhe und Ordnung sorgen? Ist die Ära des Kolonialismus , in der der weiße Mann sich anmaßte, der ganzen Welt seine politischen Vorstellungen aufzuzwingen, nicht längst vorbei? Ist der Weltsicherheitsrat noch nie auf die Idee gekommen, den Anrainern Afghanistans, nämlich Indien, Pakistan, Iran, Russland und China, vorzuschlagen, ihrem „schwächelnden Nachbarn auf die Beine zu helfen“? Weshalb sollen das der amerikanische und der deutsche Steuerzahler tun?
3.) Der Afghanistan – Krieg ist die Folge einer dilettantischen Nahostpolitik der USA, nicht Deutschlands! Sollte nicht derjenige die Suppe – allein – auslöffeln, der sie sich eingebrockt hat?
Auch wenn die mit der Pandemie beschäftigten Deutschen es sich längst abgewöhnt haben, kritische Fragen zum Bundeswehr – Einsatz in Afghanistan zu stellen, haben vor allem die Steuern zahlenden deutschen Bürger ein Recht, die Antworten auf die oben aufgelisteten Fragen zu erhalten.
Otfried Schrot