Die Leserbriefe zum Ukraine-Krieg lese ich mit einigem Interesse. Bei aller Vielfalt sind sie häufig zuerst getragen vom Selbsterhaltungstrieb des persönlichen Erworbenen, dann von der Sorge um die Unversehrtheit unseres Landes und erst ganz zuletzt von der Hoffnung auf die Bewahrung einer unabhängigen und freien Ukraine. Die in den Leserbriefen geäußerte Priorität für eine diplomatische Lösung des Konflikts basiert auf der Vermutung, daß Diktatoren Friedensinitiativen anderer im Konfliktfalle ernstlich beachten würden. Dass eine solche Vermutung im Falle Russlands und jetzt im Regime Putin jeder Grundlage entbehrt, zeigen die Kriege dieses Landes und seiner Regierenden seit dem Krieg in Tschetschenien, der Landnahme im Kaukasus (Georgien, Dagestan u.a.) dem Bürgerkrieg in Syrien, den Auslandseinsätzen der Gruppe Wagner zuletzt (?) in Mali den Landnahmen in der Ukraine (Luhansk, Donetzk, Krim) und nun seit einem Jahr im offenen Krieg. Nichts zeigt den Unwert und die Bedeutungslosigkeit diplomatischer Einflussnahmen aus Putinscher Sicht besser und deutlicher als die übergroße Tischlänge zwischen ihm und den Vertretern anderer Staaten.
Die Gründe, sich mit aller Kraft und unter Ausschöpfung aller uns zur Verfügung stehenden Mittel für ein von Nachbarn überfallenes Land einzusetzen, lässt sich von dem Gelöbnis zur Freiheit herleiten, welches regelmäßig seit 73 Jahren jeden Sonntag um 12.00, Uhr, früher im Rias- Berlin, heute im Deutschlandfunk (DLF-Kultur), verkündet wird und uns mahnt:
„Ich glaube an die Unantastbarkeit und an die Würde jedes einzelnen Menschen. Ich glaube, dass allen Menschen von Gott das gleiche Recht auf Freiheit gegeben wurde. Ich verspreche, jedem Angriff auf die Freiheit und der Tyrannei Widerstand zu leisten, wo auch immer sie auftreten mögen.“
Glaube kann Berge versetzen! Wir sollten alles tun, dass sich die Unantastbarkeit, die Würde und der Frieden in Freiheit für die Menschen der Ukraine verwirklicht. Tun wir es nicht, dann wächst zunächst die Gefährdung des Baltikums, von Polen und allen anderen Anliegerstaaten der Ukraine und Russlands und wird zuletzt auch die Zukunft unsere Heimat schwer beschädigen!
Mit Freundlichem Gruß
Walter Jöhling
Ja, die schönen Worte wie z.B. "Würde". Ein Kabarettist erwähnte einmal, dass der Konjunktiv sogar im Grundgesetz steht: Die Würde des Menschen ist unantastbar ... (Art. 1 GG). Wird tatsächlich die Würde aller Menschen in Deutschland als unantastbar angesehen?
Wer sich über den Krieg in der Ukraine beklagt, der möge bedenken:
1. Auch dieser Krieg hat eine Vorgeschichte. Hätte man die Bedenken Russlands bzgl. seiner Sicherheit ernst genommen, gäbe es den Krieg nicht.
2. Die beiden völkerrechtlich gültigen Minsker Abkommen regelten, dass die Ukraine in ihren Grenzen erhalten bleiben solle, jedoch der Donbass eine Autonomie erhalten soll. Stattdessen nutzte die Ukraine die Zeit, um sich aufzurüsten - mit Billigung der Garantiemächte (u.a. Deutschland). Welch ein Hohn!
3. Mich wundert, dass die Mehrzahl der Deutschen blind ist in Bezug auf die USA, denen es vordergründig um "Demokratie" und "Freiheit" geht, in Wirklichkeit aber um Ausweitung ihres Einflusses.
Schöne Worte nutzen nichts! Deutschland hat sich in eine einzigartige Abhängigkeit zu den USA bringen lassen. Deutschland ist mit den Waffenlieferungen an die Ukraine Kriegspartei geworden; beschönigende Worte der Abrede klingen nur naiven Zeitgenossen in den Ohren.