In Zukunft soll jeder Deutsche berechtigt sein, in den Einwohnermeldeämtern und im Personalausweis alle Angaben zur eigenen Person ändern zu lassen: Vor- und Nachnamen, Geschlecht, Geburtsdatum und Geburtsort, die Namen der Eltern und weiterer Vorfahren. So ernsthafte Tendenzen des derzeitigen Familienministeriums. Die Behörden werden verpflichtet sein, den Wünschen der Antragsteller zu folgen und frühere Daten zu löschen. So wird jeder Mensch seine Identität ändern können. Ich beziehe mich auf einen Artikel in der Neuen Züricher Zeitung vom 13. Januar 2023 auf Seite 7 vom Feuilletonchef Benedict Neff. Dahinter steht der Wunsch: Jeder und jede bestimmt, wer er oder sie ist und was er oder sie sein will. Denn sie oder er hat das Recht, autonom bestimmen, wer er oder sie ist. Das gehöre zum Grundrecht der Freiheit – so das Justizministerium. Der Mensch identifiziert sich neu, schafft selbst seine Identität.
Beispiel: Der Empfänger des Deutschen Buchpreises 2022 heißt richtig Dominik Holzer, wurde 1992 in Ostermundingen in der Schweiz geboren. Seine offiziellen Daten lauten heute: Name: Kim d`Horizon, geboren 2666, Geburtsort: „Gethen“ (ein fixionaler Planet), Studium: „Hexerei“.
Ich sehe vor allem die Gefahr, dass diese langfristigen Ziele der Bundesregierung von den meisten Medien nicht verbreitet werden. Medien und deren Konsumenten beschäftigen sich lieber mit berechtigten oder unberechtigten Protesten gegen staatliche Vorgaben, mit Fußballniederlagen, mit Schneemangel, mit Eisenbahnverspätungen. Nur was alle lesen und hören wollen, wird vermittelt. Es dreht sich die Schweigespirale. Langfristige historischen Fragen werden nicht diskutiert, sondern ignoriert, weil sie zu wenige interessieren. Unsere Kindeskinder werden fragen: Habt ihr geschlafen? Haben die „Denkfabriken“, die Universitäten geschlafen? Lassen sich alle Wähler manipulieren?
Ich kann das Phänomen hier nur sehr kurz vorstellen. Ich bringe es auf die Kurzformel: Es ist der Machtanspruch auf Autonomie und wird verkauft als „Freiheit“. Tragfähige Gemeinschaft und Geschichte werden geleugnet. Jeder Mensch kann von Tag zu Tag, von Jahr zu Jahr seine eigene Identität schaffen.
Warum kannten wir die gesellschaftlichen Vorstellungen der jetzigen Regierung nicht? Hätten wir sie gewählt, wenn wir diese Ziele gekannt hätten?
P. Eberhard Gemmingen SJ
Im Einsatz für Glaube und Gerechtigkeit
