Sehr geehrte Damen und Herren,
noch ist völlig unklar, wer für den Raketenangriff auf polnisches Staatsgebiet (und somit auf NATO-Gebiet) verantwortlich zeichnet.
Man kann nur hoffen, dass sich die Hinweise der Geheimdienste bestätigen, dass es sich um eine ukrainische Flugabwehrrakete handelte, die unabsichtlich polnisches Territorium erreicht hat.
Weitere unbeteiligte Menschen mussten in diesem sinnlosen Krieg sterben, den der russische Diktator Putin angezettelt hat und der offensichtlich billigend in Kauf nimmt, dass es bei weitem nicht die letzten sein werden, die ihr Leben verlieren werden.
Ruhe und Vernunft bewahren und kein weiteres Öl ins Kriegsfeuer schütten ist derzeit das oberste Gebot.
Falls der Bündnisfall der NATO ausgerufen wird, ist auch Deutschland Kriegspartei.
Ein unvorstellbares Schreckensszenario.
Die Eskalation bis hin zum Dritten Weltkrieg ist anschließend nicht mehr weit.
Nicht nachvollziehbar ist, weshalb der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj umgehend die russische Seite beschuldigte, ohne hierfür stichhaltige Beweise zu haben.
Selenskyi macht seit Ausbruch des Krieges vor allem mit seiner Kriegsrhetorik auf sich aufmerksam.
Wir erleben in diesem Krieg eine verbale Aufrüstung, eine Militarisierung der Sprache. Das zeigt, dass die Zurückhaltungskultur, die man über Jahrzehnte gepflegt hat, gerade aufbricht und an ganz schlimme Zeiten, die längst überwunden schienen, erinnern.
Wir befinden uns in einer Zeitenwende. Aber ich befürchte, keiner guten.
Manche Militärexperten mahnen bereits seit längerer Zeit, dass Selenskyis Absicht darin bestehen könnte, die NATO in den Krieg mit hinein zu ziehen, um die eigene Position zu stärken.
Auch einige westliche Politiker verhalten sich gegenüber Selenskyi allmählich skeptischer.
Sollte es sich herausstellen, dass die Rakete von ukrainischen Soldaten absichtlich auf NATO-Gebiet abgefeuert wurde, wäre dies ein eklatanter Vertrauensbruch gegenüber dem Westen und der NATO.
Daher ist eine äußerst gründliche Aufklärung oberstes Gebot.
Dieser Krieg kennt nur Verlierer.
Nicht nur bei den beiden Kriegsparteien, sondern auf globaler Ebene aufgrund exorbitant gestiegener Energie- und Rohstoffpreise, einer historischen Inflation, die das angesparte Vermögen schmelzen lässt wie Butter in der Sonne sowie einer Lebensmittelverknappung und drohenden Hungersnot in den Dritte-Welt-Ländern.
Eine Lösung kann es nur am Verhandlungstisch und nicht auf dem Schlachtfeld geben.
Aber weder mit Putin noch mit Selenskyi als Verhandlungspartner.
Die Fehler im Umgang mit Putin wurden insbesondere von Deutschland mittels einer, um es milde auszudrücken, gehörigen Portion Naivität und bewussten oder unbewussten Verkennung dessen wahren Absichten in den vergangenen beiden Jahrzehnten begangen.
Die schnellstmögliche Beendigung dieses Krieges in Europa sollte auf der politischen Agenda eigentlich ganz oben stehen.
Zumal ein Funken genügt, um die Erde in Brand zu setzen.
Höchst besorgniserregend ist, dass die Gesprächskanale zwischen Russland und dem Westen weitgehend abgerissen sind.
Das war selbst in den Zeiten des Kalten Krieges anders, als das „rote Telefon“ ein nukleares Inferno verhindern sollte (und vielleicht sogar verhindert hat).
Stattdessen reden die Politiker und vor allem die Interessenverbände nahezu ausschließlich über den Klimawandel.
Wenn sich die Menschheit durch einen alles vernichtenden Weltkrieg selbst ausgelöscht hat, ist dieses Thema ohnehin obsolet.
Freundliche Grüße
Alfred Kastner