KRIEG
Die Erschütterung über die immer deutlicher werdende Erkenntnis, dass diese Welt offensichtlich nicht zu retten ist, ist nicht in Worte zu fassen.
Da sind wir damals nach Bonn gerannt, gegen das Wettrüsten und nun hat dieser Idiot die meisten Atomwaffen der Welt? Wie geht das? Wer hat denn da die ganzen Jahre gepennt? Krieg in Europa, haben wir alle gepennt. Die ganzen Jahre, in unserer Komfortzone, immer schön alles ignoriert und konsumiert.
„Hauptsache mir geht es gut, Hauptsache ich mache das Schnäppchen“. Der Nachbar ist doch scheiß egal, soll er doch selbst sehen! Das wir aufeinander angewiesen sind vergessen wir mehr und mehr. Die Rhetorik in der Gesellschaft macht dies immer deutlicher. Das der Chefarzt die Putzfrau braucht, wurde ihm nie gesagt, leider. Und wie viele von uns haben zu Menschen keinen Kontakt mehr, denen sie lange Jahre nahestanden? Was machen wir da?
Wie ist das mit der Toleranz?
Das findet in der großen Dimension in den Ländern genauso statt, China, USA, Russland, absolut dasselbe. Alle suchen nur Ihren Vorteil, alle lassen Afrika verhungern. Nur jetzt sind die Flüchtlinge andere, bessere. Wir drehen durch vor Hilfsbereitschaft. Das finde ich wirklich großartig.
Aber, es ist auch unerträglich, wie wir da unser wahres Gesicht zeigen, getrieben von Vorurteilen und Angst. Das afrikanische Kind, und wenn es dann auch noch Moslem ist, ist anscheinend nicht so viel wert wie das weiße christliche Kind. Und dann haben die ja auch alle ein Smartphon. So schlecht kann es denen ja gar nicht gehen. Oh, die Ukrainer ja auch, ach?
Es wühlt mich innerlich auf. Es ist der Klos im Hals, der sich des ganzen Menschen bemächtig hat. Ich bin erwacht aus der Komfortzone, und es ist schrecklich, es ist Krieg. Sind wir wirklich so machtlos? Auf den Demos höre ich dieselben Worte wie vor 40 Jahren. Wir beten und singen und danach die Tageschau.
Zum Stichwort beten: Wir sollten nicht vergessen wieviel Leid und Krieg der Glaube verursacht hat und sicher noch verursachen wird.
Es sterben Menschen überall, jetzt und danach!
Wir hätten so viel zu tun, unsere Welt einfach nur am Leben zu erhalten. Die Menschen zu ernähren und mit den Katastrophen fertig zu werden. Eine Mamutaufgabe für Alle.
Aber wir kommen nicht heraus, aus der Denke: „Hauptsache ich mache das Schnäppchen“ Niemand und nirgends!
Beten und singen und helfen.
Mehr bleibt uns anscheinend nicht.
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Joachim Klass