als CSU-Bundestagsabgeordneter meines Wahlkreises möchte ich mich mit diesem Schreiben an Sie wenden.
Ich möchte vorausschicken, dass ich mittlerweile gegen Corona geimpft bin und mich somit dem gesellschaftlichen Druck gebeugt habe.
Seit der Corona-Impfung fühle ich mich ständig abgeschlagen und, was noch schlimmer ist, zunehmend depressiv.
Auch als Geimpfter meide ich weiterhin zum Eigen- und Fremdschutz größere Menschenansammlungen und verhalte mich anderen Menschen gegenüber entsprechend rücksichtsvoll.
Die FFP-Maske beim Einkaufen und im Beruf war für mich von Beginn an, und auch als zwischenzeitlich vorübergehende Lockerungen in Kraft traten, obligatorisch weil am wirkungsvollsten zum Schutz vor einer Infizierung, obwohl die Bundesregierung anfangs eine gegensätzliche Ansicht vertrat.
Mein Verständnis und meine Toleranz gegenüber den Corona-Leugnern und Verschwörungstheoretikern bewegt sich auf Grasnarbenhöhe.
Mit diesen Leuten habe ich nichts am „Alu-Hut“.
Erst recht nicht, wenn diese Impfverweigerer glauben, sich in dieser Jahrhundertkrise alle persönliche Freiheiten herausnehmen zu können.
Menschen aus meinem persönlichen Umfeld verhalten sich, ob als Geimpfte oder Ungeimpfte, genauso verantwortungsvoll wie ich.
Auch meine geimpften Freunde und Bekannte nutzen nicht alle Freiheiten (bzw. "Zuckerl"), die ihnen regierungsseitig gewährt werden, weil sie wissen, dass eine Corona-Impfung nicht mit einem Vollschutz gleichzusetzen ist.
Es sind einfache Menschen, die mit dem Verstand, den ihnen der Herrgott mitgegeben hat, verantwortungsvoll umgehen können.
Die Intensivbetten und Kliniken sind zunehmend auch mit geimpften Corona-Patienten belegt.
Der „Vollschutz“ durch die Impfung, der der Bevölkerung anfangs versprochen wurde, ist leider Makulatur.
Die Enttäuschung vieler Geimpfter, die sich auf die Aussagen von Politikern und Wissenschaftler verlassen durften, ist verständlich.
Die Schuld an den hohen Infektionszahlen wird allerdings von politischer (und leider auch häufig medialer) Seite einseitig auf Ungeimpfte geschoben.
Womit ich beim eigentlichen Thema dieses Schreibens wäre: Dem bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder.
Mittlerweile bin ich Wolfgang Schäuble dankbar, dass er Söder als Kanzlerkandidaten und möglichen Bundeskanzler verhindert hat.
Herr Schäuble ist ein politisch sehr erfahrener und nach meiner Einschätzung weiser Mensch.
Ich gehe davon aus, dass Herr Schäuble den Charakter Söders sehr gut beurteilen kann.
Ich kann nicht nachvollziehen, was Söder antreibt.
Geht es für Söder hauptsächlich darum, eigene Stärke zu zeigen, ohne Rücksicht auf Verluste, die durch die gesellschaftliche Spaltung entstehen?
Fragen, die Herr Söder nur selbst beantworten kann.
In den meisten anderen Bundesländern werden die Corona-Maßnahmen jedenfalls deutlich gesellschaftsverträglicher umgesetzt.
Sehr geehrter Herr Rupprecht, wir haben uns vor ungefähr 15 Jahren im Rahmen einer betrieblichen Veranstaltung kurz kennengelernt.
Sie werden sich sicherlich nicht mehr an mich und unser Gespräch erinnern.
Mir hat damals imponiert, dass Sie wie ich einer bäuerlichen oberpfälzischen Familie entstammen und offensichtlich mit beiden Beinen fest auf dem Boden stehen.
Ich stamme aus einer tiefkatholischen Gemeinde, in der die Nationalsozialisten stets die niedrigste Zustimmung erhielten und die damals deshalb unter „Beobachtung“ stand.
In meiner Kindheit erreichte die CSU regelmäßig Wahlergebnisse von 90 Prozent + X.
Damals war Franz-Josef Strauß Parteivorsitzender und Alfons Goppel Ministerpräsident.
Man kann über Strauß behaupten was man will, aber er war eine echte Identifikationsfigur.
Als Erstwähler im Jahr 1980 ärgerte ich mich über die Plakate der Linken mit der Aufschrift „Stoppt Strauß!“.
Wer stoppt heute Söder?
Freundliche Grüße