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Die Tourismusbranche fordert Unterstützung von der Politik – das heißt doch im Klartext, jeder einzelne Steuerzahler soll der privaten Tourismuswirtschaft unter die Arme greifen. Mal wieder gilt die Devise: Gewinne privatisieren, Verluste sozialisieren, wie so oft, wenn das so genannte unternehmerische Risiko tatsächlich mal weh tun könnte. Dabei passt zurzeit doch alles perfekt zusammen, wie die Zeitung schreibt: Teure Flüge, hohe Emissionen und zu wenig Personal. Die eigentlich naheliegendsten und nachhaltigsten Schlussfolgerungen sollten wenigstens den Journalisten in den Sinn kommen: Flüge einsparen, Emissionen reduzieren und Arbeitskräfte dort fördern, wo es für unsere Lebensqualität den stärksten Effekt hat: im Gesundheitssystem. Das oftmals in erpresserischer Absicht genutzte Argument „aber die Arbeitsplätze“ zieht heute nicht mehr, weil es in fast allen Branchen ohnehin nicht an Arbeit, sondern an Fachleuten mangelt. Also was oder wen genau soll der Staat jetzt „unterstützen“? Ja genau, im Kern nicht mehr und nicht weniger als die Ansprüchlichkeiten der Tourismus-Unternehmen. Diese Branche muss mit Schrecken feststellen, dass die Zeiten, in denen Milch und Honig in Strömen flossen, sicher vorbei sind. (Und selbst in den vergangenen Jahrzehnten des Wachstums und des Verramschens der Flüge hatte die Gewinnerwirtschaftung einen Haken: kontinuierlich hatte ein jeder Steuerzahler alleine durch die Subventionierung des Flugverkehrs mit jährlich 12 Milliarden Euro schon sein Scherflein zu den hohen Unternehmensgewinnen beigetragen, anstatt ausreichende Mittel in Gesundheit und Bildung zu investieren.) Wer den strukturellen Wandel verschläft, gehört nicht noch auf Kosten des Steuerzahlers dafür belohnt.

Matina Claire Michel

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Wiesbadener Kurier: "Sommer, Sonne, Krise" von Laura Wagener. (gedruckt)
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