Sehr geehrte Damen und Herren,
mit zunehmender Irritation verfolge ich die gegenwärtige Diskussion über eine erneute Reform des Rentensystems. Was dabei besonders auffällt, ist die Leichtigkeit, mit der über längere Lebensarbeitszeiten, mögliche Leistungskürzungen und „unvermeidliche Anpassungen“ gesprochen wird – als handele es sich um rein technokratische Stellschrauben und nicht um die Lebensrealität von Millionen Bürgerinnen und Bürgern.
Ich selbst stehe kurz vor dem 60. Lebensjahr und blicke auf fast 40 ununterbrochene Beitragsjahre zurück. Wenn ich – wie vorgesehen – in einigen Jahren regulär in Rente gehen darf, werden es über 45 Jahre Einzahlung in das gesetzliche Rentensystem sein. In all dieser Zeit war ich nicht einen einzigen Tag arbeitslos. Ich habe meinen Teil stets verlässlich erfüllt, im Vertrauen darauf, dass dieses System seine Leistungsversprechen ebenso verlässlich einlösen wird.
Vor diesem Hintergrund wirken manche der aktuell vorgetragenen Reformideen geradezu befremdlich. Wer fordert, das Renteneintrittsalter weiter anzuheben, sollte die Frage beantworten, welchem gesellschaftlichen Ethos es entspricht, Menschen nach mehreren Jahrzehnten Erwerbstätigkeit gewissermaßen zu einer Verlängerung ihres Arbeitslebens zu drängen. Und wer von einer „Überlastung des Systems“ spricht, sollte ebenso klar ausführen, weshalb gerade jene, die es über Jahrzehnte stabilisiert haben, nun erneut die Hauptlast tragen sollen.
Ich möchte betonen: Es geht mir nicht um Privilegien. Es geht mir um Planbarkeit, politische Verlässlichkeit und den Respekt vor einem Lebenswerk, das nicht allein meines ist, sondern stellvertretend für eine ganze Generation steht. Wenn Reformen notwendig sind – und darüber kann man sachlich diskutieren –, dann bitte mit Augenmaß und ohne den Eindruck zu erwecken, dass politische Zusagen je nach Haushaltslage zur Disposition stehen.
Ich erwarte, dass die Debatte künftig stärker von Transparenz, Fairness und einem klaren Bewusstsein für die Einzahlungsbiografien der Menschen geprägt wird. Der Staat fordert Vertrauen ein – aber er muss es auch rechtfertigen.
Mit nachdrücklichen, aber respektvollen Grüßen
Ein langjähriger Beitragszahler
Thomas Maier












































































































