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 Matthias Kopp

Artikel "Die Wut im Eichenhain schwelt weiter", STZ vom 31.07.2025, Seite 23

Autoritärer Kleingeist in einer Großstadt

Im Jahr 2022 habe ich Stuttgart verlassen und bin in den letzten Jahren viel gereist durch europäische Großstädte. Nach 3 Jahren komme ich nach Sillenbuch zurück: Mit großem Entsetzen nehme ich wahr: Drahtzäune im Eichenhain sperren Menschen von Bäumen, Wiesen und Erfahrungsräumen weg mit der Begründung, Bäume wären eine Gefahr für Leib und Körper.

Ich habe 20 Jahre in Sillenbuch gewohnt von 2001-2022. In all den Jahren ist nie ein Ast einer Eiche auf einem Menschen gefallen oder hat ihn verletzt. Warum?: Weil Menschen nicht bei Sturm in den Wald oder in den Eichenhain gehen. Eichenäste brechen gerne bei Sturm oder äußerst starkem Wind, das ist bekannt.

Das scheint nun anders zu sein: den Menschen wird nicht mehr zugetraut, zu entscheiden, wann und unter welchen Gefahren sie den Eichenhain oder einen Wald besuchen. Man schützt den Menschen stattdessen präventiv für den Fall, dass irgendwann einem Besucher ein Ast auf den Kopf fällt. Interessant ist: Viele Eichen stehen entlang des Zauns. Wenn hier ein Ast bricht, fällt er genau auf die Gehwege – wo ist hier der Schutz?

Auch das Argument mit der Magerrasenwiese am Steilhang unterhalb des Eichenhains greift kaum: Niemals sind unerlaubt Camper auf der Magerrasenwiese erwischt worden, offene Feuer entdeckt worden oder der Magerrasen mutig zertrampelt worden.

Es ist schon pervers: die Stadt schützt den Menschen vor sich selbst. Wo früher Kindergärten spielten oder Einheimische Bärlauch pflückten, stehen jetzt Zäune. Man kann die Bäume und die Pflanzen aus der Entfernung betrachten, wie in einem Zoo, und Besucher werden auf schmalen Pfaden geleitet. Um es noch deutlicher zu machen, stehen einige der Zäune unter Strom, damit bloß kein einziger Bürger oder Hund auf andere Gedanken kommt.

Es wird im Artikel behauptet, dass die im Eichenhain grasenden Schafen von freilaufenden Hunden getötet werden. Ist das nun der Grund, warum jetzt die Hundewiese nicht mehr von Hunden bespielt werden darf? Es würde mich sehr Wunder nehmen, wenn die Sillenbucher und Riedenberger Hundebesitzer ihre Hunde in die Schafsherde lassen würden – dafür kenne ich zu viele von jenen. Ebenso muss ich der im Artikel beschriebenen Behauptung deutlich widersprechen, es würde an Wochenende mit Kindergeburtstagen oder Fotoshootings „rund“ gehen. Ich bin täglich im Eichenhain, und dies seit über 20 Jahren, und erlebe dies überhaupt nicht so.

Die Behörden würden laut Artikel auf Aufklärung und Verständnis setzen. Das ist sehr interessant: Man gibt einen fünfstelligen Betrag für das Aufstellen von Zäunen aus. Hat man vor dem Bau des Zaunes Aufklärungsarbeit zur Schutzwürdigkeit des Eichenhains in ähnlich großer Höhe geleistet? Nein, hat man nicht – stattdessen entscheidet man über den Bürger, nicht mit dem Bürger, und macht gleich Nägel mit Köpfen.

Wo sind wir nur hingekommen in Stuttgart? In den letzten Jahren habe ich viele europäische Großstädte in der Größenordnung von Stuttgart besucht: Athen, Kopenhagen, Sevilla, Helsinki, Rotterdam, Göteborg. Hier kann sich Stuttgart wahrlich eine Scheibe Offenheit und Liberalität abschneiden. Stattdessen haben wir in Sillenbuch autoritären Kleingeist in einer Großstadt. Auch im Vergleich mit deutschen Großstädten in ähnlicher Größe, wie Leipzig, Düsseldorf oder Dortmund schneidet Stuttgart in diesen Kriterien schlecht ab. Die Einbeziehung von Bürgerinnen und Bürgern in die Gestaltung ihrer Umwelt scheint in Stuttgart kein Wert zu sein.

Ich bin entsetzt und traurig darüber, was aus dem Eichenhain geworden ist. Aber ich bin optimistisch, dass auch wieder andere Zeiten des zaunlosen Erlebens des Eichenhains und des Gesprächs mit der Bürgerschaft kommen werden.

Matthias Kopp


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