zum Artikel „Kriminologin warnt vor Entmenschlichung der Täter“
Der Artikel über die Aussagen von Frau Prof. Susanne Beck zur Tat in Friedland hat mich zutiefst irritiert. Während ein junges Mädchen brutal getötet wurde und die Öffentlichkeit berechtigterweise nach Verantwortung und Konsequenzen fragt, warnt Frau Beck vor einer „Entmenschlichung der Täter“. Diese Perspektive wirkt wie eine akademische Abgehobenheit, die den Schmerz und die Empörung vieler Menschen ignoriert.
Niemand bestreitet, dass auch Täter Menschen sind. Aber die Tat war unmenschlich – und genau das muss benannt werden. Wenn Frau Beck fordert, Herkunft und Aufenthaltsstatus nicht zu thematisieren, obwohl der Täter ein abgelehnter Asylbewerber mit Gewaltvorgeschichte war, entsteht der Eindruck, dass reale Zusammenhänge ausgeblendet werden. Das ist keine differenzierte Analyse, sondern eine gefährliche Verengung.
Besonders problematisch ist die pauschale Ablehnung kultureller Unterschiede als mögliche Einflussfaktoren. Es geht nicht um Hautfarbe oder Religion, sondern um Prägungen, Werte und Einstellungen, die sehr wohl eine Rolle spielen können – gerade bei Gewalt gegen Frauen oder im Umgang mit Autorität. Wer das leugnet, trägt zur Entfremdung zwischen Bevölkerung und Wissenschaft bei.
Die Absurdität liegt darin, dass Frau Beck aus der bequemen Distanz eines akademischen Elfenbeinturms über eine Kultur urteilt, die sie selbst nie erlebt hat. Sie spricht über Lebensrealitäten, die für sie theoretisches Terrain sind – und verkennt dabei, wie tief kulturelle Unterschiede in Verhalten und Konfliktlösungen verankert sein können. Wer nie Teil dieser Realität war, sollte sich mit vorschnellen Urteilen zurückhalten.
Frau Beck mag gute Absichten haben, aber ihre Aussagen leisten unfreiwillig jenen Vorschub, die sich von der etablierten Politik abwenden und radikale Antworten suchen. Wer Täter reflexartig relativiert, statt sich um die Opfer und die gesellschaftlichen Folgen zu kümmern, verliert das Vertrauen der Menschen.
Es braucht eine klare Sprache, eine ehrliche Analyse und den Mut, unbequeme Fragen zu stellen – ohne ideologische Scheuklappen.
Mit besorgten Grüßen
Prof. h.c. Josef Kluy
Kriminologin warnt vor Entmenschlichung der Täter
- von Prof. h.c. Josef Kluy
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