Ein Fehler nach dem anderen -weil man keine Ahnung vom Handwerk hat – und wieder einmal über die Köpfe der Beteiligten hinweg Gesetze erlässt.
(Habeck lässt grüßen)
Frau Kiziltepe, ihres Zeichens Berliner Senatorin für die Ressorts Arbeit, Soziales, Gleichstellung, Integration, Vielfalt und Antidiskriminierung im Senat Wegner hat verfügt: Betriebe, die keine Lehrlinge ausbilden, werden sanktioniert, belegt mit Geldstrafen, die ausbildenden Betrieben zugutekommen sollen.
Endlich nimmt sich jemand des leidigen Themas Fachkräftemangel an und schafft einen Leitfaden. Da die Frau aber über keinerlei Erfahrung auf diesem Gebiet hat, ist es lediglich ein weiterer Schuss, der nach hinten losgeht. Die Tatsache, dass man zehntausende junge Migranten für Ausbildungsberufe NICHT gewonnen hat, obwohl man sich diese Aufgabe siegessicher an die Fahne geheftet hatte, wird stillschweigend dem Vergessen anheimgegeben. Das Gras wächst langsam, aber es wächst. Nun als muss eine drastische Maßnahme her! Betrachten wir einmal die Realität: Viele kleine und mittlere Betriebe, die seit Jahren und Jahrzehnten ausgebildet haben, geben dies auf. Abiturienten entscheiden sich in den überwiegenden Fällen für ein Studium, von den Eltern und der Gesellschaft dazu gedrängt, aber mindestens animiert. „Möchtest Du dir die Hände dreckig machen oder den Rücken krumm für Andere?“ Studiere also, dann wirst Du angesehen sein. Zehntklässler bzw. Hauptschüler wurden in ihrer Schulzeit nicht vorbereitet auf ein berufliches Leben nach der Schule. Weder von den Eltern, noch von der Gesellschaft. Sie sind seit Jahren mit erschreckend steigender Tendenz schlicht überfordert, bringen kaum grundlegende Kenntnisse mit – und – was noch schlimmer ist, keine Bereitschaft, sich dem fordernden Ausbildungssystem unterzuordnen. Sie brechen die Lehre früher oder später ab und suchen sich Tätigkeiten, die sofort entlohnt werden und keinerlei kognitive Anforderungen stellen. Entsprechend miserabel ist die Entlohnung und die Lebensperspektive. Die kleinen und mittleren Betriebe wandten sich dann immer häufiger an die Jobcenter, um Lehrlinge zu akquirieren. Die blieben mitunter nicht einmal Wochen im Betrieb, waren den geringsten Anforderungen wie: Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit, Motivation, Ordnung, Fleiß nicht gewachsen. Wie auch -Vorher bestand ihr Lebensinhalt aus der lästigen Schule, Spaß, Party und entnervten Eltern, die ihren Sprösslingen zuletzt nicht mehr widersprachen. Diese Jugendlichen standen also irgendwann dem Ausbildungsmarkt nicht mehr zur Verfügung. Die wenigen Fähigen, Bereitwilligen reichen bei Weiten nicht aus, um den sich dramatisch entleerenden Fachkräftepool aufzufüllen. Die PISA-Studien waren erschreckend – und es hat sich seitdem nichts geändert. Die Nichtabiturienten verlassen nach wie vor in überwiegender Zahl doof und unwillig die Schulen. Also haben es die unzähligen kleinen und mittleren Betriebe aufgegeben, Lehrlinge auszubilden. Sie sind nicht mehr bereit etwas zu finanzieren, was zu mehr als achtzig Prozent zum Scheitern verurteilt ist. Diese Betriebe sollen nun nach dem Willen von Frau Kiziltepe bestraft werden….
Natürlich gibt es Ausnahmen, die jedoch kaum ins Gewicht fallen.
Dahingegen können Großunternehmen zukünftigen AZUBIS ganz andere Dinge bieten: Satte Ausbildungsgehälter, Karriereaussicht im Unternehmen, soziale Zuwendungen, Betriebsärzte und vieles andere mehr. Und die Auszubildenden verfügen mindestens über das Abitur, bzw. ein Bachelorabschluss. Niedrigere Tätigkeiten vergibt man an Subunternehmer, die mit zumeist ungelernten Leuten arbeiten und presst diese gnadenlos aus. Die Großunternehmen verfügen über einen Pool, der zu großen Teilen aus dem Nachwuchs der im Unternehmen beschäftigten Mitarbeiter aufgefüllt wird. Sie haben im Gegensatz zu einem Unternehmen, das aus zehn Mitarbeitern besteht und mit Mühe schwarze Zahlen schreibt, ganz andere Möglichkeiten, Ausbildungspotenzial zu generieren, wie schon zuvor erwähnt.
Diese Unternehmen sollen also belohnt werden mit dem Strafgeld, das man den kleineren Betrieben aus der Tasche zieht – für eine Tatsache, die nicht der Kleinunternehmer, sondern die falsche, uneinsichtige Politik der letzten drei Jahrzehnte verschuldet hat. Der sogenannte Blaumann – Begriff ist aus dem Sprachschatz der Politik und ihrer treuen Medien verschwunden.
Warum gibt es keine runden Tische mit Firmeninhabern, Schülern, Politikern bundesweit, an denen sich des Themas Schulbildung, Ausbildung, Lösungsansätze, Förderungsmöglichkeiten angenommen wird. Politiker, Wirtschaftsfachleute müssen Lösungen suchen, sich mit den Protagonisten, die es betrifft austauschen und insbesondere wieder der Vorbereitung an den Schulen auf ein Berufsleben FRÜHZEITG allerhöchste Priorität widmen. Frau Kiziltepe, ihr angestrebtes Gesetz geht in die völlig falsche Richtung! Ich schlage vor, sich mit den Firmenchefs kleinerer Betriebe, die einmal ausgebildet haben; es jetzt nicht mehr tun; zu unterhalten und so mit der Ihnen bisher fremden Realität konfrontiert zu werden. Ich glaube, dass Sie sich im Anschluss daran für ihren unüberlegten Schnellschuss schämen werden. Immer wieder werden die gleichen haarsträubenden Fehler gemacht und kaum ein Politiker lernt daraus. Redet mit dem Volk, macht euch sachkundig und entscheidet nicht völlig ahnungslos und überheblich über die Köpfe der betroffenen Bevölkerung hinweg. Das hat man zu lange getan. Ich hoffe, dass Herr Merz es besser machen wird – man wird sehen.
Joachim Zieseler