Leise Größe zeigt sich meist jenseits von Ehrenmedaillen
Es berührt mich zutiefst, dass Heinz Rühmann, der in dunklen Zeiten so vielen Menschen ein Licht war, post mortem seine Ehrenmedaillen aberkannt wurden. Rühmanns Filme - leicht, humorvoll, voller Wärme - schenkten Trost und Hoffnung, ließen die Menschen lachen, wenn die Welt schwer auf ihnen lastete. In Figur des „kleinen Mannes“ mit Herz und Humor, spiegelt sich seine eigene Haltung, leise, unaufdringlich, aber von unerschütterlicher Menschlichkeit.
Rühmanns Stärke lag auch im Privaten nicht in spektakulären Heldentaten, sondern in der stillen Größe alltäglicher Entscheidungen. Besonders seine Beziehung zu Maria Bernheim (1. Ehefrau), einer Jüdin, zeigt dies. Er ließ sich von ihr scheiden, wodurch er sie schützte und ihr ein Überleben in Sicherheit ermöglichte. Ich sehe dies als einen Akt bedingungsloser Liebe, da er stets versichert hatte, dass sie das wichtigste für ihn war. Diese Form von moralischer Größe ist nicht messbar, sie lässt sich nicht in Ehrenmedaillen fassen.
Die Aberkennung seiner Ehrungen wirft für mich ein Licht auf die Grenzen historischer Bewertungen. Sie messen das Offensichtliche, das Dokumentierte, das politisch Sichtbare, nicht aber auf die leise, unsichtbare Menschlichkeit. Moralisches Handeln kann viele Gesichter haben. Es kann spektakulär und lebensrettend sein wie bei Oskar Schindler, dessen Leistung unermesslich bleibt. Oder es kann subtil und zutiefst persönlich sein, wie bei Rühmann, der einem einzelnen Menschen Trost und Schutz schenkte und die Welt ein Stückchen heller machte.
In seinen Filmen, in seinem privaten Handeln, in den leisen Entscheidungen, die nur wenige sahen, zeigt sich ein Mensch, der Liebe, Mut und Verantwortung lebte – stets ohne Pathos, dafür immer echt. Historische Urteile mögen Ehren und Titel vergeben oder aberkennen, doch sie können nicht die moralische Kraft eines Lebens aufheben, das geprägt war von Wärme, Fürsorge und Menschlichkeit.
Rühmanns Figuren zeigen über 40 Jahre hinweg leise Stärke, Menschlichkeit und moralische Integrität, wie seine Rollen belegen:
„Frau nach Maß“ (1935): Kleiner Angestellter setzt sich mit Cleverness humorvoll gegen Ungerechtigkeit durch.
„Die Feuerzangenbowle“ (1944): Mitgefühl, Humor und Mut im Schulalltag.
„Es gibt nur ein Leben“ (1955): Moralische Entscheidungen, Selbstlosigkeit, Integrität
„Wenn der Vater mit dem Sohne“ (1955): Fürsorge, Geduld, Liebe.
„Der Hauptmann von Köpenick“ (1956): Mut, Cleverness, moralische Standhaftigkeit.
„Der Pauker“ (1958): Verantwortung, Schutz der Schwächeren.
Damals hatte Rühmann Mitspracherecht bei der Darstellung seiner Rollen, deren Werte gerade in der heutigen Zeit wieder an Bedeutung gewinnen.
La-le-lu … Heinz Rühmann bleibt für mich ein leuchtendes Beispiel dafür, dass wahre Größe oft still ist und eine Medaille immer zwei Seiten hat.
Gudrun Lemle













































































































