Boomer-Bashing – eine Generation wird zur Zielscheibe
Was unterscheidet einen englischen, französischen und deutschen Rentner? Die Engländer trinken Whisky und gehen zum Pferderennen. Die Franzosen genießen Rotwein und einen Spaziergang an der Seine. Und der Deutsche? Nimmt seine Herztropfen – und geht weiter zur Arbeit.
Das Renteneintrittsalter ist in Deutschland eines der höchsten in Europa. Dennoch reichen die Renten oft nicht aus. Das bedeutet, dass viele trotz Ruhestand weiterarbeiten müssen, um ihren Lebensunterhalt zu sichern. In diesem Szenario gibt es dennoch Stimmen, die meinen, dass sich die „Boomer“ weiterhin gesellschaftlich einbringen sollen – oft mit frechen Kommentaren wie: „Wer Kreuzfahrten macht, kann auch der Gesellschaft helfen.“ Dabei gilt: Die Boomer haben ihren Beitrag längst geleistet. Diejenigen, die solche Forderungen stellen – noch nicht.
Auch der sogenannte „Babymangel“ ist ihnen nicht anzulasten. Kein Boomer hat sich selbst gemacht. Mit der Einführung der Antibabypille ab 1961 wurde Familienplanung erstmals steuerbar – der sogenannte Pillenknick war eine Folge gesellschaftlicher und medizinischer Entwicklungen, nicht mangelnder Verantwortung.
Das seit Jahrzehnten bekannte „Babyboomer-Problem“ wurde lange ignoriert. Jetzt diese Generation zur Zielscheibe zu machen, ihr die Schuld zuzuschieben und mangelnde Verantwortung zu unterstellen, ist nicht nur respektlos – sondern schlicht fehl am Platz.
Boomer-Bashing – überhaupt Generationen-Bashing – ist nicht zielführend, um die Herausforderungen unserer Zeit zu lösen. Was wir brauchen, ist ein Dialog auf Augenhöhe, kein Schlagabtausch zwischen Jahrgängen.
Mit freundlichen Grüßen
Petra Sannwald