Sehr geehrte Damen und Herren,
die Debatten, die um den sogenannten Synodalen Weg in der katholischen Kirche geführt werden, gingen bislang weitgehend an mir vorbei.
Ich bin schon immer ein überzeugter Christ und ich glaube daran, dass mein katholischer Glaube mir in manchen schwierigen Situationen geholfen hat, nicht den Glauben an die eigene Zukunft zu verlieren.
Eine Argumentation des Bischofs von Regensburg anlässlich einer jüngsten Veranstaltung zu diesem Thema hat mich nachdenklich gemacht.
Die Kirche kann sich nicht ständig an den gerade gesellschaftlich vorherrschenden Zeitgeist anpassen.
Ich stimme ihm in diesem Punkt zu. Denn wenn sie diese Anbiederung an den Mainstream in den vergangenen mehr als 2000 Jahren jeweils vollzogen hätte, wäre die katholische Kirche mit allen ihren Institutionen heute wahrscheinlich obsolet.
Die evangelische Kirche wird als Dank ihrer Beliebigkeit mit noch mehr Kirchenaustritten als bei der katholischen Kirche "belohnt". Ihre Zukunftsfähigkeit ist heute ungewisser denn je.
Dem derzeit vorherrschenden Zeitgeist nachzueifern wäre für die katholische Kirche die schlechteste aller möglichen Optionen.
Narzissmus, Egomanie, Neid, die Konzentration auf die eigene Selbstverwirklichung und -optimierung, Selbstgerechtigkeit, Selbstsucht, Rücksichtslosigkeit und nicht zuletzt eine verbreitete Aggressivität dominieren diese gesellschaftliche Epoche.
Und über allem thront das "Ich".
Ich möchte über diese Menschen, die vermutlich nicht die Mehrheit der Bevölkerung darstellen, nicht den Stab brechen. Es gibt Ursachen, warum sie so geworden sind, wie sie sind.
Die Corona-Pandemie hat in der Lockdown-Phase die schlechteste Eigenschaft einer Gesellschaft zum Vorschein gebracht: Verbreitetes Denunziantentum mit Wohlwollen des Staates.
Viele Priester politisieren meiner Meinung nach zu viel anstatt sich ihrer eigentlichen Berufung wieder bewusst zu werden: Der menschlichen Seelsorge.
Kann dieser Zeitgeist die Leitlinie für die christlichen Kirchen sein?
Bei aller eigenen Tierliebe. Aber wir leben in einer Zeit, in der Tiere offensichtlich einen höheren Stellenwert besitzen als Menschen.
Blutrünstige Wölfe und Bären unter Generalverdacht zu stellen provoziert viele böse Kommentare von sogenannten Tierschützern.
Vertreter der katholischen Kirche darf man hingegen ohne weiteres unter den selbigen stellen und die Kirchenkritiker erhalten dabei die Zustimmung der unkritischen Öffentlichkeit.
Jeder einzelne Missbrauch an Kindern, der in den vergangenen Jahrzehnten in der katholischen Kirche stattgefunden hat, muss strafrechtlich konsequent verfolgt werden.
Es ist höchst beschämend und empörend, dass hohe Kirchenvertreter über pädophile Priester viele Jahre lang die schützende Hand gehalten haben.
Aber ich bin nicht bereit, wegen einzelner schwarzer Schafe eine gesamte Weltkirche in Frage zu stellen.
Im Internet findet tagtäglich "Missbrauch" an Kindern statt.
Eine bekannte Kinderpsychologin hat kürzlich davor gewarnt, dass wir unsere Kinder verlieren.
Pornographische Inhalte sowie Szenen, in denen Menschen geköpft oder kastriert werden, sind selbst für Kinder im Grundschulalter leicht zugänglich.
Wer sollte sich vor diesem Hintergrund über die zunehmende Verrohung der Gesellschaft wundern?
Ich habe höchsten Respekt vor Eltern, die sich in diesen Zeiten dazu entscheiden, ihren Kindern kein Handy zu kaufen. Das nenne ich Zivilcourage.
Wenn möglichst viele so denken würden, wären die handylosen Kinder in der Schule keine Außenseiter mehr, sondern sogar in der Mehrheit.
Ich persönlich durfte auch ohne Handy eine wunderschöne Kindheit mit vielen (echten) Freunden erleben.
Deutschland erntet im Ausland in vielen Belangen nur noch Kopfschütteln.
Dieses Land hat gesellschaftspolitisch (hoffentlich) den tiefsten Tiefpunkt erreicht.
Eine kleine elitäre gesellschaftspolitische Gruppierung diktiert hierzulande, was die Menschen zu denken haben.
Mittlerweile schreibt sie den Bürgerinnen und Bürgern auch ihren "Sprech" vor.
Bemerkenswert ist die Tatsache, dass eine deutliche Mehrheit der Frauen, denen das "Gendern" eigentlich zu Gute kommen soll, diese Verunglimpfung der deutschen Sprache ablehnen.
Viele machen leider, ohne selbst überzeugt zu sein, nur deshalb mit, um sich persönlich Ärger zu ersparen.
Diese sogenannte Elite gerieret sich selbstüberhöhend als "Gutmenschen", dabei stehen sie, wie ein aktuelles spitzenpolitisches Ereignis belegt, moralisch keinen Deut über anderen Menschen.
Es ist noch nicht so lange her, als Mitglieder einer einfarbigen Partei, die heute Teil der Bundesregierung ist, straffreien Sex mit Säuglingen und Kleinkindern forderten.
Ein Silberstreif ist am Horizont erkennbar, denn nach meinem Eindruck realisieren zunehmend mehr Menschen, dass wir in einer Sackgasse gelandet sind und nicht nur im Bereich Klima- und Umweltschutz umkehren und umdenken müssen.
Ich bin überzeugt, dass künftige Generationen wieder eine andere Zeit erleben können, in der Empathie, Verständnis und die Gemeinschaft dominieren.
Die Kirche hat in ihrer Geschichte viele schwere Stürme überstanden.
Sie wird nach meiner Überzeugung auch diesen überleben, wenn sie standhaft bleibt und viel mehr als derzeit auf die Nöte und Sorgen der Menschen eingeht.
Freundliche Grüße
Alfred Kastner
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