
Wiesbadener Kurier vom 18.02.2023 Seite 18 wie Bild
Kann es voreilig und zu früh sein, Anwohner mit relevanten Umwelterkenntnisssen zu versorgen?
Im Heßlocher Ortsbeirat ging es jüngst mal wieder um das Prinzipielle. Wie der Kurier schreibt, entschied die Mehrheit des Gremiums (nämlich SPD und CDU), dass sie die Bürger über die klimatische Situation und Prognosen ihres Stadtteils nicht "voreilig" und "zu früh" informieren wolle und lehnte mit dieser Begründung den entsprechenden Antrag der Freien Wählergemeinschaft Heßlochs (FLH) ab.
Andere Ortsbeiräte Wiesbadens vertreten eine gegenteilige Auffassung und informieren die Anwohner und Betroffene möglichst frühzeitig. So hatte beispielsweise der Ortsbeirat Schierstein schon im Mai 2022 eine öffentliche Sondersitzung veranstaltet, in der Fachleute des Umweltamts über die Bioklimatischen Karten mit Detailanalysen für den Ortsteil informierten. Dies begünstigt, dass die Anwohner zu örtlichen Zukunftsthemen eine unabhängige Meinung entwickeln können.
Ein zentraler Grundsatz von wissenschaftlich fundierten Analysen wie die Klimakartierung ist, dass sie immer weitergeführt und entwickelt werden können und sogar müssen; sie sind niemals end-gültig. Wer auf ein vermeintliches Endergebnis wartet, der informiert immer zu spät.
Warum sollten überhaupt Bürger nicht möglichst aktuell über Daten, die ihr Leben, ihre Gesundheit und die Entwicklung ihres Ortsteils vorbestimmen, Bescheid wissen? Die Ortsbeiräte sind sogar in erster Linie dazu da, die lokale Politik direkt mit den Bedürfnissen, Sorgen und Wünschen der Anwohner zu verknüpfen! Ortsbeiratsmitglieder, die demokratisch kompetente Bürger nicht scheuen, informieren die Anwohner beizeiten: aktuell, faktentreu und umfassend -- ohne Zaudern und (Ver-)Zögern.