Mein Kleingarten befindet sich im südlichen Teil des Thüringer Beckens, einer sehr niederschlagsarmen Gegend. Als Kleingärtner beobachte ich das Wetter und zeichne Minimal- und Maximaltemperaturen sowie Niederschläge auf. Das Wetter im Jahr 2022 zeigte sich mit mehreren Extremen. Für viele Pflanzen war es ein stressiges Jahr. In den ersten Monaten des Jahres entwickelte sich das Wettergeschehen im normalen Durchschnitt der Jahreszeit für unsere Gegend. Der Frost unterschritt nicht -6°C. Die Niederschläge fielen fast nur als Regen und ihre Menge lag im langjährigen Normalmaß. Das günstige Wetter führte Ende Mai und Anfang Juni zu einer guten Erdbeerernte. Mitte Juni änderte sich aber die Wetter-Situation. Es fiel kaum noch Niederschlag und die Höchsttemperaturen überschritten bereits mehrfach +30°C. Im Juli setzte sich diese Wetterlage weiter so fort. Den ganzen Sommer über von Juni bis Ende August fielen nicht mehr als 30% der sonst normalen Regenmenge. Anstatt 200 l /m² waren es gerade 62 l/m² und das in der Hauptvegetationszeit. Die Sonne schien sehr oft und an vielen Tagen überstiegen die Höchsttemperaturen +35°C. Die Spitzentemperatur betrug im Schatten + 39°C. Das hatte zur Folge, dass bereits Mitte Juli wenig bewässerte Rasenflächen braun wurden und so an Theodors Beschreibungen in seiner „Regentrude“ erinnerten. Selbst das Unkraut hatte Mühe zu wachsen. Gemüsepflanzen wie Möhren und Bohnen wuchsen trotz normalen Gießens kaum und wiesen wenig Ertrag auf. Es sei denn, man hat diese mindestens zweimal am Tag oder stundenlang beregnet. Die Haupttätigkeit des Gärtners bestand daher im Bewässern. Zusätzlich mussten die Gurken und Zucchinipflanzen vor übermäßiger Sonnenstrahlung mit Schirmen geschützt werden, um gut Ernteergebnisse zu erzielen..
Die Intensität und Dauer der Sonnenstrahlung führte dazu, dass sich an einigen Tomaten glasige Stellen und braune an Äpfeln zeigten. Dieses Phänomen ist als Sonnenbrand infolge der starken UV-Strahlung bekannt war in unserer Gegend bisher kaum üblich. Die Apfelbäume begannen frühzeitig ihre Früchte zu verlieren und bereits Blätter abzuwerfen. Anfang September jedoch änderte sich die Lage. Es folgten im Herbst reichlich Regen und gemäßigte Temperaturen. Als Folge wurde das Gras und das Unkraut wieder grün Die Bäume behielten länger als normal ihre restlichen Blätter. Die Herbstaussaat von Spinat ging gut auf, restliche Möhren und Rote Bete erholten sich und wuchsen noch etwas. Ab zweiter Hälfte des Novembers wurde es wieder kälter, der Winter zeigte seine Vorboten und die Gärten fielen in den Schlafmodus.
Die Kleingärtner hoffen, dass 2023 wieder ein normales Jahr wird.
Dr. Helmut Jendro