Sehr geehrte Damen und Herren,
im Jahr 2011 beschloss die Politik in einer "Übernacht-Aktion" den Ausstieg aus der Kernenergie.
Einen realistischen Plan, wie die Stromlücke nach der Abschaltung der letzten Atommeiler im Jahr 2022 geschlossen werden kann, hatte die Bundesregierung unter Kanzlerin Merkel zu keinem Zeitpunkt.
Heute herrscht Ernüchterung pur.
Dabei ist die Ukraine-Krise und ihre Folgen für die energieabhängige Wirtschaft noch nicht einmal „eingespeist“.
Die Gleichstromtrassen von Nord nach Süd sollten eigentlich heuer fertiggestellt werden.
Daraus wird jedoch nichts.
Inzwischen heißen die Zieldaten für die Inbetriebnahme bei Südostlink 2027 und bei Südlink 2028.
Aber auch dies ist sehr ambitioniert.
Unter Experten herrscht Einigkeit, was der Kraftakt Stromwende bringen muss: Echten Umwelt- und Klimaschutz, wettbewerbsfähige Stromkosten und hohe Versorgungssicherheit.
Die Realität sieht ganz anders aus.
Keines dieser Ziele ist bislang angemessen erreicht.
Gleichzeitig verfehlt Deutschland seine Emissionsziele im Energiebereich und importiert regelmäßig Kohle- und Atomstrom, um seine Versorgung zu sichern.
Wären unsere Nachbarn dem deutschen „Energiewende-Vorbild“ gefolgt, säßen wir bereits im Dunkeln.
Nachhaltig, vorbildlich und ökologisch ist das natürlich nicht..
Die Stromkosten für deutsche Verbraucher und Unternehmen gehören zu den höchsten in Europa. Mit ungebremst steigender Tendenz.
Viele für eine energie- und umwelteffiziente Zukunft wichtigen Schlüsselindustrien sind physikalisch bedingt sehr energieintensiv.
Elektroautos und Windräder, aber auch Wärmepumpen oder Handys benötigen im steigenden Maße Kupfer, Aluminium, Silizium- oder Carbonwerkstoffe.
Ganz zu schweigen von den stromintensiven Data- und Cloudcentern, ohne die die zunehmende Digitalisierung gar nicht möglich wäre.
Diese Produkte werden, ob es uns gefällt oder nicht, weltweit zu einheitlichen Börsen- und Marktpreisen gehandelt.
Auch wenn manche Politiker diese Deindustrialisierung Deutschlands geradezu herbeizusehnen scheinen, sie ignorieren den Fakt, dass damit nicht nur der Wirtschaftsstandort Deutschland verliert, sondern insbesondere der globale Umweltschutz.
Fachleute sprechen hier von Carbon Leakage.
Die gleiche Produktionsmenge oder Leistung wird dann an Standorten mit geringeren Umwelt- und Emissionsauflagen hergestellt, der ökologische Fußabdruck deutlich verschlechtert.
Wind- und Solarstrom sind nicht grundlastfähig.
Egal, wie viele Solarmodule und Windräder durch Umlagen gefördert installiert werden, nachts beziehungsweise bei Großwetterlagen mit wenig Wind fehlt der genau zu dieser Zeit benötigte Strom.
Da hilft es auch nicht, wenn zu anderen Zeiten viel zu viel Strom produziert wird und das irrelevante „Jahressaldo“ positiv ist.
Das System muss daher immer die gesamte Bedarfskapazität über ein zusätzliches Backup-System vorhalten, also grundlastfähige Kraftwerke, zu denen Kohle-, Gas-, Kern-, aber auch Wasser- und Speicherkraftwerke zählen.
Die deutsche Energiewende verläuft seit mehr als zehn Jahren ohne einen Masterplan.
Der Beschluss im Jahr 2011, aus der Kernenergie auszusteigen, war in dieser Form eine „Narretei“, zumal die Umsetzung der Energiewende von höchster politischer Stelle nicht einmal annähernd ausreichend gemanagt wurde.
Er war vielmehr ein eigenmächtiges politisches Zugeständnis Merkels an die Grünen, um die eigene Regierungsmehrheit mit wechselnden potenziellen Koalitionspartnern langfristig zu sichern.
Freundliche Grüße
Alfred Kastner