Sehr geehrte Damen und Herren,
die Jugend in Europa sieht der Zukunft so pessimistisch entgegen wie nie zuvor.
Der Klimawandel und dessen Auswirkungen bereitet den jungen Menschen die größte Sorge.
Nahezu zwei Drittel befürchten, dass der Friede in Europa gefährdet sei.
Bei einer Rede im Bundestag hat sich Wirtschaftsminister Robert Habeck zutiefst kritisch über die Klimaschutz-Anstrengungen der Regierungen unter Ex-Kanzlerin Angela Merkel geäußert. „Man könne sich nicht vor Eisbergen fotografieren lassen und vergessen, dass diese schmelzen“.
„Wenn man aus allen möglichen Dingen aussteigt, zu Recht, aber vergisst, dass man dafür eine Infrastruktur aufbauen muss. Wenn man klimapolitische Beschlüsse fasst, sie aber nicht mit Maßnahmen hinterlegt, dann lässt man Deutschland im Regen stehen“, so Habeck.
Nicht nur die Klimapolitik, sondern auch die Russland-Politik Merkels ist ein einziges Desaster.
Spätestens seit Putin die Krim annektiert hatte, wusste die Welt, dass er das Völkerrecht nicht ernst nimmt.
Ein Jahr später, im Jahr 2015, hat Angela Merkel dem Bau der neuen Pipeline Nord Stream 2 zugestimmt und damit die enorme Abhängigkeit Deutschlands von russischem Gas zementiert.
Wenn Merkel tatsächlich befürchtete, dass Putin Europa zerstören will, wie sie in einem jüngsten Interview gesagt hat, warum hat sie dann zugelassen, dass Deutschland in der Energieversorgung von Putin abhängig wurde?
Die Kritik an Merkels Politik fällt bisher sehr milde aus, während Bundeskanzler Scholz unter Druck gesetzt wird, obwohl er das aktuelle energiepolitische Dilemma nicht zu verantworten hat.
Warum ist das so?
Weil die Bürger Merkel mit ihrer einfachen, unbeholfenen und teilweise fast schon tolpatschigen Art sympathisch nett finden.
So jemanden kann man einfach nicht böse sein.
Diese Sympathie verstellt aber den notwendigen kritischen Blick.
Bei den Bürgern mag das noch verständlich sein.
Nach einer 16-jährigen Amtszeit färben Vertrautheitsgefühle das Urteil positiv ein.
Im Journalismus ist diese Haltung jedoch völlig inakzeptabel.
Dasselbe gilt übrigens für Merkels Freund Barack Obama, bei dem sich viele von seiner Eloquenz und seinem Charisma haben blenden lassen.
Auch Obama wird kaum dafür kritisiert, dass er weit über 3000 Menschen durch völkerrechtlich äußert fragwürdige Drohnenschläge hat töten lassen, zehnmal mehr als sein Vorgänger George W. Bush.
Oder dafür, dass er im syrischen Bürgerkrieg tatenlos geblieben ist, obwohl „rote Linien“ überschritten wurden, hunderttausende Syrer sterben mussten und Millionen zur Flucht gezwungen wurden.
Man kann unkritische Sympathie als allzumenschliche Urteilsverzerrung abtun, wenn die Folgen wie jetzt im Fall der Ukraine nicht so verheerend wären.
Sympathie ist wichtig für den gesellschaftlichen Zusammenhalt, aber hinderlich für politische Kritik.
Moralisches Denken darf sich nicht von Affekten leiten lassen, von bloßen „Neigungen“.
Stattdessen sollte man eine Distanz zu seinem eigenen Bauchgefühl einnehmen, und zwar gerade dann, wenn es sich gut anfühlt.
Die Medien finden aus ihrer „Merkel-Falle“ nur schwer heraus.
Aber es ist nie zu spät für eine kritische und ehrliche Selbstreflexion.
Eine solche ist von Frau Merkel nicht mehr zu erwarten.
Freundliche Grüße
Alfred Kastner