Mittelbayerische Zeitung vom 26.03.2022. Unverändert.
Leserbrief zu "Viele Arbeitsplätze stehen auf dem Spiel" vom 21.3.2022 in der Mittelbayerischen/Wirtschaft
Sinkende Tendenz bei den Spielautomaten in Deutschland - eine schlechte Nachricht? Das mag wohl gelten für Betreiber und Mitarbeiter in diesem Wirtschaftssektor. Schon gar, wenn mir als Leser die „ordentlichen Betriebe, grundsolide Unternehmen, familiengeführt … oft in der dritten Generation“ vorgehalten werden. Allerdings will mir dafür in der Region kein gutes Beispiel einfallen, fast flächendeckend sehe ich Filialen der paar großen Glücksspiel-Konzerne. Und ja, nach Jahrzehnten eines unglaublichen Booms herrscht in diesem speziellen Wirtschaftssektor Stagnation, es sind sogar rückläufige Zahlen für die Spielautomaten in Spielhallen („Casinos“) und Gastronomie zu verzeichnen.
Kein Anlass für Mitleid! Beschrieben wird nämlich der Effekt einer Weiterentwicklung: vielfach die gleichen Glücksspiel-Anbieter machen zunehmend ihr Glück beim online-Spiel und speziell bei Sportwetten.
Zentral ist für diesen Bereich jedoch der Hinweis, dass es sich bei Glücksspiel - egal in welcher Form - um ein demeritorisches Gut handelt, so nennen Wirtschaftsfachleute gesellschaftlich unerwünschte Elemente in unserem Wirtschaftssystem. Und so gibt es mit gutem Grund die Verpflichtung des Staates seine Bürger vor negativen Folgen ihres Hangs zum Spielen zu schützen; ebenso wie vor kriminellen Erscheinungen im Glücksspiel-Gewerbe. Um die Ausgestaltung der staatlichen Beschränkungen wird ständig gerungen. Seitens der Glücksspiel-Anbieter mit einer Mischung aus ökonomischer Potenz und massiver juristischer Unterstützung, gepaart mit hoher Bereitschaft die jeweiligen Regeln bis zum äußersten zu interpretieren (und auch: zu übergehen). Deshalb freue ich ich mich über die rückläufigen Umsätze im Automatenspiel - gleichzeitig wissen alle, das uns Glücksspiel mit all seinen riesigen Gewinn-Erwartungen und den desaströsen Folgen für viele Spieler erhalten bleibt.