Liebe Kollegen vom TÜV,
Im Internet bin ich zufällig auf Folgendes aus Eurem Verein gestoßen:
"Ein Elektromotor setzt rund 80 % der ihm zugeführten Energie in Bewegung
um und gibt im Umkehrschluss nur 20 % der Energie an die Umwelt ab. Sicher
müssen noch Verluste berücksichtigt werden, die beim Laden der Batterie
anfallen. Dennoch kommt ein Elektrofahrzeug auf einen Wirkungsgrad von 64
% und ist damit sehr viel effizienter als ein Wagen mit konventionellem
Verbrennungsmotor. Zum Vergleich: Bei einem Dieselmotor liegt der
Wirkungsgrad bei circa 45 %, bei einem Benziner nur bei 20 %."
Von Politikern ist man derartigen Unsinn ja gewohnt, daß Ihr als
Ingenieure aber diesen Blödsinn nachplappert, das ist schon grotesk. Ein
moderner aufgeladener Benziner mit Direkteinspritzung kommt
wirkungsgradmäßig fast an einen Diesel heran. Diese angegebenen 20%
stammen aus der Ottomotor-Steinzeit. Würde das stimmen, müßte ein Benziner
etwa das Doppelte verbrauchen wie ein Diesel - tut er das ?
Und beim Elektroantrieb vergleicht Ihr dann gleich Äpfel mit Birnen. Wie
Ihr wissen solltet, bezieht sich der Wirkungsgrad beim Verbrennungsmotor
auf die eingesetzte Primärenergie, beim Elektroantrieb wird aber lediglich
das Fahrzeug bilanziert. Dies ist ein wissenschaftlich unlauterer
Vergleich und muß von einer Organisation, die sich der Technik
verschreibt, schon fast als kriminell eingestuft werden.
Ihr erwähnt zwar Verluste beim Laden, worunter Ihr vermutlich auch den
Wirkungsgrad der Batterien subsummiert (was auch gerne unterschlagen wird)
verschweigt aber gleichzeitig, daß der Strom nicht aus der Steckdose
kommt, sondern ebenfalls hergestellt werden muß. Modernste heutige
Kraftwerke liegen etwa bei etwas über 60% Wirkungsgrad, die meisten weit
darunter, besonders die Kohlekraftwerke. Somit kommt ein Elektrofahrzeug,
bezogen auf die eingesetzte Primärenergie, bestenfalls auf etwa 40% um es
ehrlich mit einem Verbrenner zu vergleichen - über einen %-Punkt hin oder
her brauchen wir bei einer derartig oberflächlichen Betrachtung sowieso
nicht zu streiten.
Die einzig sinnvolle Anwendung eines Elektrofahrzeugs liegt also darin, es
ausschliesslich mit regenerativ erzeugtem Strom zu "betanken", in jedem
anderen Fall ist es klimaschädlicher als ein Fahrzeug mit
Verbrennungsmotor. Von der Erzeugung regenerativer Energie in der
Größenordnung, wie wir sie für den Verkehr benötigen würden, sind wir aber
so weit entfernt, wie die befraute Landung auf dem Mars. Nur will diese
genauso einfache wie unangenehme Wahrheit keiner hören.
Wenn Ihr also selbst auch schon so ideologisch verblendet seid, dann darf
ich doch darum bitten, wenigstens ehrliche und wissenschaftlich korrekte
Vergleiche ins Internet zu stellen. Von einer Organisation, die mit der
Prüfung der Verkehrssicherheit unserer Fahrzeuge betraut ist, einen
derartigen Unsinn zu lesen, ist schon extrem bedenklich.
Mit freundlichen Grüßen
Gerhard Schöttke
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