Leserbrief Zur Artikel der FR vom 26.10.21 "Polizei holt Kinder morgens aus dem Elternhaus"
So schnappt man Drogenbosse oder organisierte Verbrecherbanden: gewaltsam , überraschend und möglichst wehrlos im noch schlaftrunkenen Zustand. Die "Festnahme" und Unterbringung der 5 Kinder aus Dieburg Anfang August und ihre vielleicht jetzt mit dem Gerichtstermin Ende Oktober beendete Heimunterbirgung ist kein bedauerlicher Einzelfall aus Hessen. Fast zeitgleich bekam ich zufällig Kenntnis von entsprechenden Aktionen von Jugendämtern in Rheinland-Pfalz bei 3 Kindern, in Sachsen bei 6 Kindern und in Nordrhein-Westfalen bei einer Familie mit einem Säugling.
Um mit dem wenigst Traumatischen anzufangen: allein die Unterbingung dieser 15 Kinder in Heimen kostet den Städten und Kreisen aus denen die Kinder stammen, sicherlich runde 100 000 Euro im Monat, nicht gerechnet die Gutachterkosten, die Gerichts-und Anwaltskosten, die Verfahrespfleger- und Begleiterkosten und die mit Sicherheit anfallenden immensen Therapiekosten für die Kinder und die Eltern in den vielen Jahren nach der "Freilassung".
Diese staatlichen Eingriffe, so notwendig sie in vielen Fällen sein mögen, haben sich in den letzten 10 Jahren etwa verdoppelt . Und jedenfalls in den erwähnten Fälle scheint es keineswegs das am wenigsten belastende Mittel gewesen zu sein, um das Wohl der Kinder zu sichern. Es gab das Angebot von Verwandte und Nachbarn , die die Betreuung hätten übernehmen können, im Fall aus Dieburg gab es vor allem den Vater, in einem der anderen Fälle die Mutter, die völlig unbelastet für die Kinder hätten sorgen können. Sie wären nicht von ihren Eltern, ihren Geschwistern, ihren Lehrern und Klassenkameraden und von ihren Freunden getrennt worden , sie hätten nicht die traumatischen und stigmatisierenden Heimerlebnisse.
Leider kommt hinzu, dass es sehr häufig Familien mit ausländischen Wurzeln trifft, die sich gegen deutsche Behörden schlechter wehren können. Im Mai 2015 wurde in der FR über eine Roma-Familie berichtet, der man ihre beiden Kinder von 1/2 und 6 Jahren wegnahme, weil sie in unakzektablen Wohnverhältnissen untergekommen waren. Als ich mich bei der betreuenden Organisation erkundigte, ob die Darstellung der FR zuträfe, meinte die Leiterin ja, es wäre eine tadellose Familie , es wären wirklich nur die Wohnverhältnisse.Solche nicht nachvollziehbaren Eingriffe kämen in Frankfurt leider öfter vor.
Sind die Kinder dann erst einmal weg, braucht es solche Organisationen und engagierte Anwälte, wenn man sie denn findet. Dies alles weist auf strukturelle Probleme der deutschen Jugendämter hin. Sie haben keine Fachaufsicht, sie sind vermutlich auch personell unter- oder falsch besetzt. Sie brauchen ganz dringend eine Revision.
gez. Anna-Barbara von Bülow