Impuls: Lassen wir uns nicht verführen!
Im August war ich zwei Wochen in Warschau, Danzig und dem ehemaligen Bromberg unterwegs. Ich wollte mit einem Mitbruder die Orte der schrecklichen deutschen Verbrechen an den Polen besuchen. Wir Deutsche ließen uns leider vor 82 Jahren verführen, den diabolischen Hitler zu wählen. Sein Programm war die Vernichtung der Polen und Juden als „Untermenschen“ und für uns Deutsche „Lebensraum“ zu schaffen. Durch Krieg und Holocaust starben rund 60 Millionen Menschen. Die Reise hat mich eindringlich daran erinnert, dass wir Menschen uns zu den schlimmsten Taten verführen lassen, dass wir sehr verführbar sind. Sind wir heute weiser als unsere Vorfahren?
Je länger die schlimmen Taten zurückliegen, umso mehr sind wir Bewohner der Wohlstandsländer wohl in Gefahr, uns verführen zu lassen. Wir stehen vor Wahlen. Gottlob gibt es heute keinen diabolischen Verführer. Wären wir aber weiser als unsere Vorfahren, wenn wir Hunger hätten und arbeitslos wären??? Die Wirtschaftswerbung zeigt, wie man Menschen dazu veranlasst, Dinge zu kaufen, die sie kaum brauchen. Der derzeitige Wahlkampf stellt mit Argumenten die Parteiprogramme vor. Die Umfragen aber offenbaren, wie schnell sich die Meinungen ändern. Ich erlaube mir die Frage: Denken wir als Wähler hinreichend? Lassen wir uns notfalls verführen?
Demokratie lebt von denkenden, nachdenklichen Menschen, die nicht nur meinen, kritisch zu sein, sondern wirklich kritisch sind. Lassen wir uns nicht verführen!
Ich bin auch der Überzeugung, dass der Glaube an Jesus Christus uns nachdenklicher und kritischer macht im Blick die Parteien, ihre Versprechungen, die Slogans. Echter christlicher Glaube macht kritisch. Das zeigen auch die wenigen Personen, die Hitler durchschauten, vor ihm warnten und bekämpften.
P. Eberhard Gemmingen SJ
Im Einsatz für Glaube und Gerechtigkeit