Stadt Recklinghausen feiert Blühstreifen und plant gleichzeitig die Zerstörung eines in Recklinghausen einzigartigen Biotopes
Ich finde es toll, wie sich Privatleute für die Umwelt einsetzten und aus Eigeninitiative einen Blühstreifen anlegen. Leider plant die Stadt aus ökologischer Sicht genau das Gegenteil.
Mit dem Bau des Staukanals an der Merveldstraße Recklinghausen ist mir bewusstgeworden, dass es jetzt mit der Umgestaltung des Bereichs Halde Hestermann auch bald losgehen wird. Wenn dann die, bei der Bürgerversammlung vorgestellten Pläne, so umgesetzt werden, ist es mit dem Biotop bald vorbei. Wenn wirklich beleuchtete Radwege und eine Parkanlage, die Fällung von altem Baumbestand und eine Schutzhütte gebaut werden, wird genau das Gegenteil erreicht, was eigentlich zum Erhalt der Artenvielfalt sinnvoll wäre.
Wenn ich mir die Menge der zur Fällung markierten Bäumen anschaue, ist von dem, vom BUND beschriebenen Naturwald und Urwald nichts mehr übrig. Gerade diese Bäume, mit sehr viel Totholz, als Lebensraum für mehrere Fledermausarten, Waldkauz und Uhu, so wie vieler andere Vögel, bilden die Grundlage für diese ökologisch wertvolle Fläche. Durch die Umzäunung der Halde Hestermann ist jetzt schon der Lebensraum der Tiere, wie Rehe und Niederwild, auf der Halde, vom übrigen Bereich abgeschnitten. Diese Tiere können ihre Weideflächen nicht mehr erreichen. Wenn dann auch noch ein 20m breiter Steinwüstenbach, wie an der Merveldstraße der Luisenbach angelegt wird, ist auch dieses Biotop für Molche und Amphibien zerstört. Zusätzlich würden die, ursprünglich geplanten, beleuchteten Radwege von einem Biotop nichts mehr übriglassen.
Ja, ich verstehe, daß es die Menschen in die Natur drängt. Ich weiß auch, daß es eine Sicherungspflicht und ein Bestreben nach Umgestaltung gibt. Wenn dieses Vorhaben aber eine Zerstörung des Lebensraums beinhaltet, welcher erlebbar werden soll, ist diese Maßnahme eine Umweltzerstörung ersten Ranges und läuft diesem Ansinnen zu wieder.
Ich erlebe als Anwohner täglich, wie viel Tiere, Vögel und Amphibien sich in diesem Bereich wohlfühlen und leben. Es muss noch möglich sein dieser stätischen Zerstörungswut Einhalt zu gebieten. Es muss möglich sein, dass es Gebiete gibt, welche vom Menschen nicht betreten werden können und sollen. Wie eben die Halde Hestermann, die mit Brombeeren so bewachsen ist, daß niemand sie betreten kann. Auch ohne Zaun. Es muss möglich sein, daß alte Bäume stehen bleiben dürfen, auch wenn sie abgestorbene Aste haben, die herunterfallen könnten. Das gibt es seit Menschengedenken, und es war jedem bewusst, der in einen Wald ging. Es muss möglich sein, nicht jedes Gewässer umzuwühlen und umzugestalten wie sich Planer einen Bach vorstellen. Es muss möglich sein, einfach mal der Natur ihren Lauf zu lassen, ohne alles regeln und regulieren zu wollen.
Das sind unsere Steuergelder, die wir auch mit der neu erhobenen Gewässerunterhaltungsgebür zahlen, die hier zu dieser Naturzerstörung führt. Wenn das dann auch noch mit Zuschüssen der Landesregierung gefördert wird, fange ich an meinem Verständnis von Politik an zu zweifeln. Aber wahrscheinlich muss erst gegen diese Maßnahme geklagt werden, bis sich da was ändert.
Gerd Ploeger