Weil ich mit meiner Prognose (Punkt 8 zum Beitrag "Corona - Wie die Bundeswehr den Drachen besiegt) zum Rückgang der Fallzahlen in Baden-Württemberg gescheitert bin, aber auch weil ich weiterhin der Überzeugung bin, dass uns die Entwicklung der Fallzahlen mehr zu der Frage sagen kann, welche Maßnahmen wirklich erfolgreich sind und sich als Teil einer Langfriststrategie eignen, bleibe ich an dem Thema dran.
Offensichtlich richtig ist, dass ein frühes und entschiedenes Verstärken der Nachverfolgung, die Fallzahlen auf ein statistisches Plateau zubewegt hat, das nun seit Wochen ziemlich stabil ist.
Eine gute Erklärung dafür ist wohl, dass eine Art Gleichgewicht zwischen Prävention (durch Bundeswehreinsatz) und Virusausbreitung eingetreten ist.
Das RKI hat in seinen Empfehlungen zum Kontaktpersonenmanagement je nach der Art der Kontakte von einem guten bis sehr guten präventivem Potenzial der Nachverfolgung gesprochen. (Siehe dazu vom RKI: Orientierungshilfe Kontaktpersonenmanagement in der Herbst- und Wintersaison 2020/21)
Um so unverständlicher ist es, dass 60 von 300 Gesundheitsämtern erst in den letzten Tagen dem RKI "Land unter" gemeldet haben. Diese Gesundheitsämter haben mit ziemlicher Sicherheit noch immer nicht verstanden welche bedeutende Aufgabe sie haben. Und schon gar nicht diejenigen, die behaupten, die Nachverfolgung hätte keinen Sinn. Nun hat erstmals ein Redakteur im Mannheimer Morgen in seinem Kommentar zu der dramatischen Entwicklung in Kommunen von Rheinland-Pfalz einen denkbaren Zusammenhang zwischen unzureichendem Verwaltungshandeln und Anstieg der Fallzahlen hergestellt.
Es werden immer neue Maßnahmen mit immer neuen Einschränkungen als Langfriststrategie verkauft, es fehlen allerdings regelmäßig Maßnahmen und Ideen zur Optimierung der Nachverfolgung und damit der Prävention.
Und es fehlen Aufforderungen an die Kommunen/Landkreise/Gesundheitsämter ihren Personalbedarf mit unkonventionellen Methoden zu decken.
Kommunen, die es nicht schaffen, genügend Personal/Ehrenamtliche rechtzeitig zu gewinnen schaffen es auch nicht die klugen Empfehlungen des RKI mit gesundem Menschenverstand
umzusetzen.
Politiker und Zeitungsredakteure werden seit Wochen nicht müde darin immer eindringlicher an das Verantwortungsbewusstsein der Bürger - das wir ohne Zweifel auch brauchen - zu appellieren. Die besondere Verantwortung der Landkreise/Kommunen/Gesundheitsämter bleibt unerwähnt, so als wäre deren Handeln "alternativlos" und immer richtig.
Leider werden Politiker, Medien und Bürger von unseren Wissenschaften im Stich gelassen. Es ist nichts Innovatives von Sozialpsychologen, Soziologen oder Politikwissenschaftlern zu hören.
Denkbar wäre auch, dass Mathematiker sich mal zuschalten, die Kurvenverläufe analysieren und die Frage beantworten wie viele erfolgreiche Nachverfolgungen bei Annahme unterschiedlicher Szenarien erforderlich sind um die Fallzahlen sinken lassen.
Die übrigen 7 Hypothesen in meinem Beitrag "Corona - Wie die Bundeswehr den Drachen besiegt" halte ich bis zum Beweis des Gegenteils aufrecht.