Es wird tagtäglich vehement mit dem Zusammenbruch des Gesundheitssystems gedroht. Nicht ernst genug wird genommen, dass ein Teil des Gesundheitssystems bereits kollabiert ist. Oder wie ist es anders zu deuten, dass bereits seit Wochen die Nachverfolgung keine Aufschlüsse mehr darüber liefert, wo der Ursprung vieler Infektionen zu verorten ist. Die Gesundheitsämter sind offensichtlich überfordert, jedoch nicht nur weil ihnen die -unrealistische - Personalanpassung an die steigenden Zahlen fehlt. Es fehlt an Fantasie und Kreativität, an Beweglichkeit und an dem Willen eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe als solche zu begreifen und das Potential an Bürgern auszuschöpfen, das zweifelsohne vorhanden ist um die Nachverfolgung zu bewältigen.
Wieso ist es für die Kommunen undenkbar, Bürger mit Erfahrungen in der Kommunikation, erworben in Berufen mit Kundenkontakten, in der Beratung, in sozialen und/oder medizinischen Aufgaben etc. diesen Job ehrenamtlich ausüben zu lassen? Wieso sollen das nur Medizinstudenten sein? Wäre es nicht besser diese Studenten als -bezahlte -Koordinatoren und Berater zwischen Gesundheitsamt und Gruppen von Ehrenamtlichen einzusetzen? Und wäre es nicht elementar Bürger, die die jeweilige Sprache großer fremdsprachiger Gruppen sprechen, einzubeziehen. Ist es nicht eine sozialpsychologische Binsenweisheit, dass Menschen die an einem Projekt mitwirken, als Nebeneffekt eine festere Bindung zu der Gesellschaft entwickeln, in der sie bisher eher am Rande mitspielten? Für wieviele ältere Menschen könnte die Aufgabe im tristen Shutdown eine sinnstiftende von zu Hause aus wahrzunehmende Aufgabe sein, die über den aktuellen Shutdown hinaus noch lange benötigt wird. Es erscheint mir dramatisch unklug zu sein, hier eine Chance der Bürgerbeteiligung unbeachtet zu lassen und darauf zu setzen, dass Bürgersinn nur mit Bitten, Drohungen und Verboten forciert werden kann.“
Mit freundlichem Gruß
Günther Kirchner