Es ist heute unter anderem zu lesen: "Der Antisemitismus in der bürgerlichen Gesellschaft". Ein Hass, der seit Jahrhunderten vor allem in Europa wütet, der nicht totzukriegen ist, als hätte der Kontinent nichts gelernt aus all den Progromen, den Vertreibungen, dem Holocaust.
Meine persönliche Meinung zu diesem Thema:
Ich persönlich verabscheue Gewaltakte, egal ob gegen Juden oder Menschen anderer Herkunft, finde vor allem aber die Vorgänge im "Dritten Reich" mehr als menschenverachtend. Möchte aber kategorisch nicht alle damaligen und heutigen Deutschen unter Generalverdacht und Mitschuld des "Judenhasses" gestellt wissen. Ausgerechnet in der "Hitlerzeit" hat es sehr viele politische Gefangene in den Lagern gegeben, die mit "Judentum" nichts zu tun hatten. Politische Gefangene deshalb, weil man der SS, der NSDAP, der Gestapo, dem politischen Regime, nicht Folge leistete. Es genügte schon vielfach ein Denunziant aus der Nachbarschaft, um jemanden ins Lager zu verfrachten, es genügte vielfach schon, wenn man sich nicht der Partei anschließen wollte. Man wurde auch "enteignet", wenn man nicht dem folgte, was von der Führung vorgegeben wurde.
All diese Missstände hat nicht der damalige, normale Bürger in Deutschland verbrochen, sondern eine Handvoll Spitzenfunktionäre und Rädelsführer, die aus politischen und egoistischen Motiven heraus besser gelten wollten als der "Führer" selbst.
Ich weiß, dies hat jetzt nichts mit Antisemitismus zu tun, es sollte nur ein geistiger Ausflug in diese damalige Zeit sein. Was können wir heute tun, um den antisemitischtischen Tendenzen zu entgegnen? Es heißt, Antisemitismus gehe jeden etwas an!
Man kann aufstehen, wenn Juden im Namen eines anderen Gottes diffamiert werden. Und man kann der jüdischen Gemeinde Solidarität ausdrücken. Am Ende kommt es auf jeden Einzelnen an, ist heute zu lesen. Ich meine, dass heutiger Antisemitismus nicht nur auf "Juden" beschränkt ist, wie man es immer hinzustellen versucht. Antisemitusmus ist meiner Meinung nach auch gegen die vielen Fremden unseres Landes gerichtet, die unsere Kultur, unsere Sprache, unsere Staatsform und unsere religiösen Gepflogenheiten NICHT anerkennen.
Aber, was können unsere jüdischen Mitbürger selbst tun, um einer gewissen Abneigung zu entgegnen? Ich habe immer noch ein selbst erlebtes Ereignis in den Knochen, das mir geistig sofort wieder präsent wird, wenn ich ein jüdisches Gotteshaus sehe, oder einen Beitrag dazu höre. Ich wollte schon lange einmal wissen, wie es in einem jüdischen Gotteshaus aussieht, wie ein jüdischer Gottesdienst abläuft. Ging bei uns in München am Jakobsplatz an das Gotteshaus, der Eintritt wurde mir kategorisch verwehrt. Ich war fassungslos, war ich weder mit Kamera, noch mit loser Bekleidung, noch viel weniger mit sonstigem Gepäck bewaffnet. Ich gehe ja in unseren Gottesdienst auch mit normaler Bekleidung und ohne sonstigem Behang!
Also, ging ich mehr als enttäuscht von dort weg, versuchte auch nie wieder in eine jüdische Einrichtung zu kommen. Wenn die jüdischen Freunde sich beklagen, dass antisemitistische Tendenzen zunehmen, brauchen sie sich also nicht besonders zu wundern, wenn sie sich dem normal interessierten Bürger den Zutritt zu ihren Einrichtungen kategorisch verwehren.
Antisemitismus geht jeden etwas an, ist heute zu lesen. Meine aber, dass es auch für diejenigen gilt, die sich einer friedlichen Verständigung, eines friedlichen Miteinanders verweigern. Also, nicht immer nur auf alle anderen schimpfen, sondern auch dafür kämpfen, dass entstehender Antisemitismus oder wachsende Abneigung einen Nährboden finden.
Alois Sepp