Vom 13. August 1961 bis zum legendären 9. November 1989 trennte eine Mauer - von der SED-Diktatur antifaschistischer Schutzwall genannt - zwei deutsche Staaten räumlich, ideologisch und psychisch voneinander: die DDR und die BRD. Die Unterdrückung und Verfolgung durch den reformunfähigen Stasi-Staat führte schließlich und endlich zu einer Abstimmung mit den Füßen in Form von Republikflucht, Ausreise und Freikauf durch die BRD in Richtung Westdeutschland. Nach dem Berliner Mauerfall und der deutschen Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990 verkündete damals der vatikanische Kardinalstaatssekretär Agostino Casaroli euphorisch: "Vox populi, Vox Dei (Volkes Stimme, Gottes Stimme)!"
30 Jahre danach nimmt die Abstimmung mit den Füßen auch in der katholischen und evangelischen Kirche Deutschlands rasant Fahrt auf. So verließen im Jahr 2019 insgesamt 272.771 katholische und rund 270.000 evangelische Christen ihre jeweiligen Kirchen. Ein absoluter Höchsstand, weil die "geistige Mauer" zwischen gläubigen Christen und Christi Bodenpersonal in Zeiten von sexuellem Missbrauch von Kindern und Nonnen durch Priester und in Zeiten von Corona schier unüberwindbar scheint. Besonders die katholische Papst-Kirche steckt dabei in einem beispiellosen Dilemma und Reformstau, den sie seit Jahrhunderten nicht auflösen kann und will. Sie klammert sich ideologisch gesehen an dem unmenschlichen und überholten Pflichtzölibat für Priester, an der Diskriminierung von Frauen und homosexuellen Menschen und schafft es nicht, die sog. Kirche der Armen und die Mitbestimmung von Laien in der Kirche eindrucksvoll in die Praxis umzusetzen. So führt die Vatikan-Diktatur der reformunfähigen Kurie letztendlich zu Massenkirchenaustritten.
Wie das enden kann, davon zeugt der SED-Staat. Der Trend der Kirchenaustritte wird sich nämlich im Corona-Jahr 2020 noch weiter verstärken, wo überhaupt nur sehr wenige Gläubige an den Gottesdiensten teilnehmen dürfen und viele Kommunion- und Firmfeiern auf den Tag X verschoben werden. Hinzu kommt noch, dass sich mittlerweile um den ehemaligen deutschen Präfekten der Glaubenskongregation, Gerhard Ludwig Kardinal Müller, eine überaus konservative "Anti-Franziskus-Gruppe" gebildet hat, die im politischen Umgang mit der weltweiten Corona-Pandemie eine Verschwörungstheorie und einen Auftakt zur Bildung einer Weltregierung sieht - quasi eine direkte Konkurrenz zur römisch-katholischen Weltkirche. #corona
gez. Roland Klose, Bad Fredeburg