Verehrte, liebe Mitchristen,
vielen von uns fehlt in diesen Monaten die Eucharistiefeier. Wir bemühen uns zwar, zuhause in der Wohnung allein oder gemeinsam zu beten, aber es fehlt uns dann doch Wichtiges für den Glauben.
Vielleicht hilft diese Erinnerung: Nach Korea kam der christliche Glaube, weil ein Koreaner 1784 den Glauben in China kennen lernte, sich dort taufen ließ und ihn dann in Korea verbreitete. Viele - vor allem gebildete - Koreaner wurden getauft, aber dann auch schwer verfolgt und ermordet. Als 1831 französische Missionare nach Korea kamen, fanden sie christliche Gemeinden, die ohne Eucharistie ihren Glauben gelebt hatten.
Wir haben uns in Europa seit dem 2. Vatikanum daran gewöhnt, dass christliches Leben weitgehend von der Eucharistiefeier lebt. Vielleicht hilft uns `Corona`, dass wir andere Formen des persönlichen und gemeinsamen Betens entdecken und neu lernen. Vielleicht werden anschließend Eucharistiefeiern auch noch bewegender. Das Zentrum der Messe ist das Selbstopfer Christi zu unserem Heil. Es wird sakramental gegenwärtig. Das ist das Entscheidende an der heiligen Messe.
Ich gehe manchmal für 15 oder 30 Minuten in eine Kirche und bete. Vielleicht wollen Sie das Gebet des heiligen Thomas von Aquin beten:
In Demut bet' ich dich, verborgene Gottheit, an,
Die du den Schleier hier des Brotes umgetan.
Mein Herz, das ganz in dich anschauend sich versenkt,
Sei ganz dir untertan, sei ganz dir hin geschenkt.
Gesicht, Gefühl, Geschmack betrügen sich in dir,
Doch das Gehör verleiht den sicheren Glauben mir,
Was Gottes Sohn gesagt, das glaub' ich hier allein,
Es ist der Wahrheit Wort, und was kann wahrer sein?
Am Kreuzesstamme war die Gottheit nur verhüllt,
Hier hüllt die Menschheit auch sich gnädig in ein Bild.
Doch beide glaubt mein Herz, und sie bekennt mein Mund,
Wie einst der Schächer tat in seiner Todesstund'.
Die Wunden seh' ich nicht, wie Thomas einst sie sah,
Doch ruf' ich: Herr, mein Gott, du bist wahrhaftig da!
O gib, daß immer mehr mein Glaub' lebendig sei,
Mach meine Hoffnung fest, mach meine Liebe treu.
O Denkmal meines Herrn an seinen bittern Tod,
O lebenspendendes und selbst lebend' ges Brot!
Gib, dass von dir allein sich meine Seele nährt
Und deine Süßigkeit stets kräftiger erfährt.
O guter Pelikan, o Jesus, höchstes Gut!
Wasch' rein mein unrein Herz mit deinem teuren Blut.
Ein einz'ger Tropfen schafft die ganze Erde neu,
Wäscht alle Sünder rein, stellt alle schuldenfrei.
O Jesu, den verhüllt jetzt nur mein Auge sieht;
Wann stillst das Sehnen du, das in der Brust mir glüht:
Dass ich enthüllet dich anschau' von Angesicht
Und ewig selig sei in deiner Glorie Licht? / Amen.
(Text von Thomas von Aquin um 1260)
Herzliche Grüße
P. Eberhard Gemmingen SJ
Im Einsatz für Glaube und Gerechtigkeit