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Deutschland im Advent kurz vor Weihnachten 2019. Lassen Sie sich bitte nicht den eigentlichen Sinn von Weihnachten auf den Weihnachtsmärkten durch zu viel Glühwein, Lichterdeko und grünblättrige Bio-Weihnachtsbäume vernebeln. Weihnachten muss es auch gar nicht schneien, denn in Bethlehem gab es an Christi Geburt vor über 2.000 Jahren erst recht keine verschneite Weihnacht. Und die Frohe Botschaft an Weihnachten 2019 kommt auch nicht vom Online-Riesen Amazon, dass alle Weihnachtsgeschenke vom Götterboten Hermes pünktlich an Heiligabend auf dem Gabentisch liegen.
 
In einem Brief an die Bürgerredaktion.de macht Pater Eberhard von Gemmingen, SJ, aus dem Berchmannskolleg München, der von 1982-2009 Leiter der deutschsprachigen Redaktion von Radio Vatikan war - vgl. <https://buergerredaktion.de/mitstreiterportal/artikel-der-mitstreiter/alle-leserbriefe-der-mitstreiter/6682-impuls.html> - die Kirchenkulturkrise für das allzu kommerzialisierte Weihnachtsfest verantwortlich. So gerät das Erlöserkind Jesus - geboren in Bethlehem und gestorben in Jerusalem - zusehends mehr und mehr in den Hintergrund und in Vergessenheit.
 
Woran liegt das? Wenn ich den Knaben Jesus in der Weihnachtskrippe betrachte, muss ich unweigerlich an den sexuellen Missbrauch von Kindern (und Nonnen) durch Priester der katholischen Kirche denken und an Eugen Drewermanns Klassiker von 1989 "Psychogramm eines Klerikers". Denn, was angeblich zölibatär lebende Priester wehr- und hilflosen Kindern angetan haben, das haben sie im Grunde genommen dem Knaben Jesus in der Weihnachtskrippe persönlich angetan.
 
Die Kirche Jesu Christi hat dadurch massiv an Glaubwürdigkeit bei den Menschen verloren. Sie ist nicht die Kirche der Hilflosen und Armen nach dem Vorbild eines Franz von Assisi, wie dies Papst Franziskus ausdrücklich fordert, sondern besonders in Deutschland ein reiche Kirche, die dem schnöden Mammon verfallen ist und wie ein kapitalistisches Wirtschaftsunternehmen arbeitet. Und außerdem ist diese Kirche nicht reformfähig nach den Ideen und Wünschen des größten noch lebenden Theologen unserer Zeit: Prof. Dr. Hans Küng. Die katholische Kirche 21 steckt seit dem Zweiten Vatikanum (1962-65) in einem massiven Reform- und Erneuerungsstau. Wir rügen unsere Politiker, wenn sie Jahrzehnte für die notwendigen Veränderungen brauchen. Zu unrecht, denn die katholische Kirche braucht für Reformen - wenn überhaupt - viele Jahrhunderte. So werden z. B. immer noch Frauen in der Kirche diskriminiert und Kirchenmitglieder des jeweiligen Bistums dürfen ihren Bischof nicht selber wählen.
 
Viel zu viele Menschen sind deshalb aus o. a. Gründen aus der katholischen Kirche ausgetreten oder haben ihr schweigend den Rücken zugekehrt. Nur an Weihnachten sind bisher unsere Kirchen noch gut besucht. Das liegt aber im Wesentlichen nicht an der Verbundenheit mit der katholischen Kirche, sondern an der Kommerzialisierung von Weihnachten als Fest des Konsumterrors für alle Menschen. Und da gehört ein Besuch der Christmette einfach n o c h dazu.
 
In diesem Sinne: Frohe Weihnachten!


gez. Roland Klose, Bad Fredeburg
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