Die NATO und Russland überbieten sich in diesen Tagen mit militärischen Drohgebärden, Verdächtigungen und Unterstellungen – der Stoff, aus dem Kriegsausbrüche zusammengebraut werden. Im späten 20.Jahrhundert gab es eine Zeit, als Willy Brandt und Leonid Breschnew sich freundschaftlich die Hände schüttelten und Ronald Reagan zusammen mit Michael Gorbatschow den INF – Vertrag unterschrieb, der die Mittelstreckenraketen aus Mitteleuropa verbannte. Die Krönung jener Ära war der Abschluss des OSZE – Vertrages, der Sicherheit und gute Zusammenarbeit zwischen Ost und West in Europa gewährleisten sollte. Das Zeitalter der Entspannung begann. Leider wechseln auf der Bühne der Weltpolitik die Persönlichkeiten. Auf kooperative Persönlichkeiten folgen aggressive Charaktere, die jederzeit zur knallharten Konfrontation bereit sind. Dann sind Vermittler oder Mediatoren auf der Weltbühne gefragt. Das ist im Falle eines Ost – West – Konfliktes der Vorsitzende der OSZE, zurzeit der italienische Außenminister E n z o M o a v e r o M i l a n e s i. Sein Problem ist zugleich seine Aufgabe: Abkühlung der erhitzten Atmosphäre zwischen der NATO und Russland durch Aufklärung der von beiden Seiten behaupteten Sachverhalte. Ein Problem kommt sicher hinzu: die hinter den Kulissen der Weltpolitik unablässig agierende Rüstungsindustrie, die am Frieden nicht interessiert ist, weil sie ihre Auftragsbücher füllen will. Der prominenteste Waffenverkäufer der Welt ist derzeit der Präsident der Vereinigten Staaten, der gerade den Rüstungshaushalt der USA erhöht hat, damit seine Verteidigungsindustrie nicht am Hungertuche nagen muss. Die Folge dieser engen Verflechtung von Politik und Kriegsindustrie ist der nur schwache Wille der Mächte, die Entspannung aktiv zu pflegen. Herr M o a v e r i sollte die Streithähne zu Beginn seiner Vermittlung daran erinnern, dass die USA und Russland vor langer Zeit die Charta der Vereinten Nationen unterzeichnet haben, in deren Präambel sich der Satz findet: „Wir, die Völker der Vereinten Nationen, fest entschlossen, künftige Generationen vor der Geißel des Krieges zu bewahren, wollen zu diesem Zwecke zusammenarbeiten!“ Im Übrigen sollten die NATO und Russland ihre Manövergebiete geographisch auseinanderhalten, damit Fehlinterpretationen der Absichten der Gegenseite das „friedliche Manöver“ nicht in einen „heißen Krieg“ verwandeln. Der Leserbriefschreiber erinnert sich an zwei Vorkommnisse in der Kubakrise, die um Haaresbreite zu einem Atomkrieg geführt hätten. Möge die Konferenz des NATO – Russland – Rates am 31. Oktober 2018 im NATO – Hauptquartier in Brüssel von klaren, klugen, kühlen Köpfen zu einem von Verantwortungsbewusstsein gekennzeichneten Resultat führen! Hoffentlich ist Herr Moaveri als Streitschlichter anwesend! Otfried Schrot
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