Die Juristin Carla del Ponte zieht sich aus der UN-Untersuchungskommission für Syrien zurück. Sie stellt dem Gremium eine Bankrotterklärung aus. Sie wirft der Kommission vor, nichts zu tun. Das ist die Folge der totalen Unfähigkeit der „vorgesetzten Behörde“, des Weltsicherheitsrates. Der Weltsicherheitsrat gleicht einer Kutsche, die von fünf Pferden gezogen wird, aber keinen Kutscher hat. Jedes der fünf Pferde versucht, ihr eine andere Richtung zu geben, und die wechselseitige Blockade führt zum Stillstand der Kutsche. Das Veto im Weltsicherheitsrat ist der Tod jedes politischen Fortschritts. Der Kutscher, der die Pferde mit den Zügeln koordiniert und ihnen eine Richtung gibt, fehlt. Das Werk kann nicht gedeihen. Das Nichthandeln führt zu immer mehr Chaos, immer mehr Kriegen, immer mehr Zerstörung und immer mehr Tod. Nur eines funktioniert glänzend: der unablässige Fluss der Waffenströme von der Rüstungsindustrie zu den Kriegsschauplätzen, auch nach Syrien. Die Aktionäre der Rüstungsindustrie sind weltweit die Maden im Speck der von friedliebenden Bürgern entrichteten Steuergelder, von denen die Regierungen ihre Waffenkäufe finanzieren. Weshalb sollen die USA, Russland und China im Weltsicherheitsrat Frieden schaffen, während sie gleichzeitig die größten Waffenexporteure der Welt sind und wunderbar daran verdienen? Leider hat sich Deutschland mit dem drittgrößten Waffenexport der Welt an die großen Verderber angeschlossen und leistet seinen Beitrag zum globalen Kriegselend, das über das Mittelmeer nach Europa zu kommen versucht und dabei in den spanischen Exklaven Melilla und Ceuta in seiner abgrundtiefen Verzweiflung sechs Meter hohe Stacheldrahtzäune überwindet. Mit Blick auf den immensen deutschen Waffenexport hat die deutsche Bundeskanzlerin nach Meinung des Lesebriefschreibers eine erneute Wiederwahl eigentlich nicht verdient. Fazit des Leserbriefschreibers: die „bessere Welt“, von der wir alle träumen, wird nicht von den Mächtigen geschaffen werden, die ihre Macht zementieren und nach noch mehr Macht streben, wobei sie ihre Profitmehrung nicht aus den Augen verlieren, sondern von den zahllosen weltweit tätigen Nichtregierungsorganisationen, die unter großen Entbehrungen für wenig oder gar kein Geld, aber mit großem Idealismus und großem Fleiß für eine Besserung der Lage der Menschheit kämpfen. Diese Nichtregierungsorganisationen verdienen die Unterstützung von uns allen! Möge die von den Machthabern enttäuschte Carla del Ponte das Entstehen dieser besseren Welt noch erleben!
Otfried Schrot