Zwei spanische Brüder streiten sich. Der eine, der katalanische Regierungschef Carles Puigdemont, strebt die Unabhängigkeit Kataloniens von Spanien an und möchte sich diesen Schritt durch ein Referendum des katalanischen Volkes absegnen lassen, und der andere, der spanische Regierungschef Manuel Rajoy, möchte, gestützt auf die spanische Verfassung, dieses Referendum verhindern. Bei einer Rede in Barcelona gab Puigdemont am Freitag, 9.Juni 2017 die Frage des Volksentscheids an: »Möchten Sie, dass Katalonien ein unabhängiger Staat in Form einer Republik sein soll?«Liebe spanische Brüder, ein europäischer Bruder gibt euch beiden zweierlei zu bedenken: erstens: Spanien hat von 1936 – 1939 einen furchtbaren Bürgerkrieg erlitten, der sich nicht wiederholen sollte. Zweitens: eine Verfassung kann man ändern, wenn sich die menschlichen Bedürfnisse ändern. Die Gefahr eines erneuten Bürgerkrieges ist groß, wenn man den Katalanen einfach einen Hammer auf den Kopf schlägt und „Nein“ sagt. Was kann man tun, um einen Bürgerkrieg zu verhindern? Lieber Herr Carles Puigdemont, formulieren Sie den Text des Referendums doch einfach um, so dass er lautet:“Das katalanische Volk bittet das spanische Volk um Zustimmung zu seinem Wunsche, den spanischen Staatsverband zu verlassen und eine eigene Republik zu gründen.“ Lieber Herr Ministerpräsident Manuel Rajoy, es ist gewiss nicht verfassungswidrig, wenn das spanische Parlament die Bitte des katalanischen Volkes an das spanische Volk zu einer Abstimmung mit Ja oder Nein weiterleitet. Bedenken Sie: wenn in einem Kessel, in welchem der Druck steigt, keine Ventile vorhanden sind, fliegt der Kessel eines Tages in die Luft! Otfried Schrot, Oberstleutnant a.D., Autor des Buches „Zwanzig Appelle eines Zornigen an die Welt oder der Ersatz für den Krieg“